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Vom weinenden Physikprofessor und Angstblasen

Physikprofessor und Angstblasen - Portrait von Albert Einstein
Geschrieben von Studiblog Staff

Mein letzter Beitrag war bereits über meinen damaligen Physikprofessor. Dieser ist es wieder, diesmal geht es aber nicht um Warzenschweine – das war Psychologie für Anfänger mit dem Themenschwerpunkt: Angst!
Und diese Vorlesung war gefüllt voller Emotionen, ein reinstes Auf und Ab. Sowas ist mir in 12 Jahren Schule nicht passiert.

Man kommt in den Hörsaal, setzt sich hin, redet und redet, wartet auf den Professor. Der kommt erstmal zu spät, wie immer (auch wenn es “nur“ zwischen 2 und 5 Minuten sind).
Aber nicht jeder richtet seine Aufmerksamkeit auf ihn. Man redet beherzt weiter, so wie es in der Schule der Fall war. Währenddessen malt er was an die Tafel und stellt sich danach vor das Pult und schaut uns mit finsterer Miene an. “Gleich! Gleich schreit er uns zusammen!“, denkt man sich in diesem Moment, “Der hat bestimmt die übelste Pisslaune!“

“Die Vorlesung hat seit 10 Minuten begonnen! Wieso reden Sie noch?“, fragt er völlig gefasst. Alle schenken ihm ihre Aufmerksamkeit. Dann beginnt er mit seiner Vorlesung und befragt einige Studenten zu Details aus den letzten Vorlesungen. Doch ganz empört darüber, dass wir alle noch am Auspacken oder Rumkramen waren, während er redete, fragte er eine Person im Raum, was denn “Differentialgleichungen“ wären. Die Person konnte die Frage nicht beantworten und er schien sauer darüber zu sein, da er nachhakte, warum diese Person das denn nicht wüsste, da er das in der vorherigen Vorlesung doch erklärt hatte und dadurch darauf schloss, dass sich die befragte Person nicht weiter mit seinem Stoff auseinandergesetzt hatte.
Doch auf die Frage hin, ob er denn böse sei, sagte er ganz entsetzt: “Nein, ich bin doch nicht böse. Das interessiert mich nur. Es muss ja schließlich was Wichtigeres gegeben haben, als sich mit dem Physikstoff auseinanderzusetzen.“ Nach einer Erklärung, auf die ich hier nicht weiter eingehen möchte, machte er also weiter. Er ging wieder an die Tafel und schrieb etwas an.

Schluchzen? Lautes Atmen? Jauchzen? Zurückhalten von lautem Lachen?

Man konnte es nicht genau zuordnen. Aber diese unzuordbaren Geräusche drangen aus den Lautsprechern in den Hörsaal (unsere Professoren haben Mikrophone). So manch einer konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Denn – ich muss ehrlich sein – diese Geräusche klangen schon ziemlich seltsam.
Keiner wusste was los war, bis sich der Physikprofessor nicht mehr zusammenreißen konnte und sich weinend und mich hochrotem Kopf, die Arme vors Gesicht geschlagen, umdrehte und sich dafür entschuldigte, dass er gerade nicht weitermachen konnte.

Entsetzen! Der Physikprofessor stand vor mehreren hundert Studenten und weinte. Keiner wusste was er/sie machen sollte und alle saßen hilflos auf ihren Plätzen und starrten ihn an. Da nicht alle den Grund dafür mitbekommen hatten (die Erklärung, auf die ich nicht weiter eingehe), saßen auch einige grinsend dort und bastelten sich ihre eigenen Gründe dafür.
Als er sich wieder gefasst hatte, machte er einfach so weiter, als ob nichts gewesen wäre. Seitdem hatte er aber so ziemlich die volle Aufmerksamkeit erlangt. So zog er seinen Stoff durch. Bis er eine Frage stellte und sich kaum einer meldete, oder es wieder die gleichen wie immer waren. Er sah durch den Hörsaal und blieb mit seinem Blick bei einer Studentin hängen und fragte sie, warum sie denn nichts sagen würde.

Physikprofessor: “Haben Sie Angst etwas Falsches zu sagen?“

Da diese Frage seitens der Studentin bejaht wurde, fing er an über Angst zu philosophieren und begann mit Psychologie. Er redete irgendetwas von weißen Bezirken, die wir alle hätten und Ballons, in denen sich Abwehrenergie befände, die wir dazu nutzen würden, um innerlich vor Dingen wegzulaufen (Angstblasen). Die weißen Bezirke beschrieb er damit, dass sie sich neblig anfühlen würden und dass unter Umständen Inseln zurückblieben. Außerdem stellte er die Frage “Wo bleibt die Angst, wenn Sie die Angst wegwerfen?“

Und um noch einmal auf die Ballons zurückzukommen: Unser Physikprofessor sagte ja, dass sich Energie in diesen Ballons befände, und wenn die Ballons platzen würden, dann würde diese Energie frei. Das könnte sich durch Lachen äußern, aber auch durch fließende Tränen.
Und danach sprang er dann gleich wieder zu seinem eigentlichen Stoff zurück und warf Kreide durch die Luft um Formeln zu erklären.

Ja, das ist auch wieder der Physikprofessor, der über Warzenschweine und Walpurgisnacht erzählt hat… Was ich von ihm halten soll, das weiß ich auch nicht so ganz.. Ist ebenfalls wieder eine Geschichte aus dem 1. Semester.

Eure Michelle

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