Studentenalltag

Mr Perfect (Kapitel 8)

Typ im Bett - Mr. Perfekt / Mr Perfect / Gefühl / Affäre / zusammen duschen / Kontaktabbruch / betrügen / Selbstbeherrschung / Schluss / Freundin
Geschrieben von payday

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Wie ein ekelhafter Parasit biss sich mein schlechtes Gewissen in mir fest. Es ernährte sich ausschließlich von Mr Perfects Untreue. Jedes unserer Treffen war ein Festessen für den fetten grauen Klops in mir. Mal wurde es mir zu viel, mal war er es, der es nicht mehr aushielt, seiner Freundin dies anzutun. Doch zogen wir uns an wie fleischliche Magneten. Widerstand war zwecklos, Selbstbeherrschung war sowieso nicht vorhanden. Er war wie eine Droge, die schon nach dem ersten Konsum abhängig machte…

Schlechtes Gewissen = guter Sex

Umso schlechter unser Gewissen wurde, desto besser wurde der Sex. Die nicht vorhandene Selbstbeherrschung war ein Traum. Vom Soften verleitete ich ihn ab und zu zum Harten. Wenn er mich von hinten nahm, packte er meine Haare und zog kräftig dran, dann gab es einen heftigen Hieb auf meinen Arsch. Zwar musste ich darum bitten, aber genau dieser Mix von sanft und hart ist das Geheimnis von gutem Sex. Die Sicherheit, sich ganz fallen zu lassen, ist das Sahnehäubchen on top. Trotzdem blieb er immer etwas schnulzig. Zwischendurch musste ich ihm den Mund zu halten, damit ich mich auf das intensive Gefühl konzentrieren konnte. Er sah dies als Spiel. Meinetwegen… Neuerdings tat er etwas Merkwürdiges. Wenn wir miteinander schliefen, warf er seinen Kopf gequält hin und her. Ich fragte ihn besorgt:

„Was ist los?“ „Ich kann das nicht sagen!“, bekam ich jedes Mal als Antwort. Innerlich wusste ich, was er sagen wollte. Denn mir ging es genauso. Aber ich hatte mehr Selbstbeherrschung. Also blieb zwischen uns einiges unausgesprochen. Worin ich jedoch kein Problem sah. Eher war es umgekehrt der Fall. In dieser Situation Dinge zueinander zu sagen, die dem Moment und nicht der Realität entsprachen, ist einfach nicht richtig.

Wir feierten uns selbst

Es war Spätsommer und eine wunderschöne klare Nacht, wie jene, die man aus dem Urlaub kennt. Draußen im Café kann man mit leichtem Jäckchen noch einen fruchtigen Cocktail genießen, die herrlich frische Luft einatmen und davon schwärmen, wie schön das Leben doch sein kann. Das taten meine beste Freundin und ich. Wir feierten uns selbst. Es gibt einfach keinen besseren Grund!

Nach unserem erfrischenden Hugo stöckelten wir von der Bar auf die andere Straßenseite in unseren Lieblingsladen, die Falle, den ihr aus früheren Erzählungen bereits kennt. Leider war und blieb es enttäuschend leer. Die gute Stimmung kam nicht auf. Trotz Alkohol – Schock! Da Bonn mehr als einen Schuppen zu bieten hat, beschlossen wir kurzerhand, unsere Jacken da zulassen und der Hausbar einen Besuch abzustatten. Es war Samstag und ich wusste, dass Mr Perfect nur freitags unterwegs ist. Also konnte ich dort entspannt feiern.

Timing´s still a bitch…

Nach Mitternacht kühlte die Luft stärker ab, als ich dachte. Selbst der kurze Fußweg brachte mich zum Zittern. Ich betrat den Eingangsbereich und steckte gerade die Verzehrkarte in mein Täschchen, als ich unachtsam in jemand rein rannte. Ich schüttelte verlegen den Kopf und säuselte ein Entschuldigung daher. Als ich aufblickte, traf mich fast der Schlag. Neben Schicksal ist Timing die viel größere Schlampe. Fuck! Meine Reaktionsfähigkeit war dank des Wodkas extrem beeinträchtigt. „Hallo“, grinste ich schief und knickte mit einem Bein kurz weg. Fing mich wieder und fummelte schnell als Ablenkungsmanöver in meinen Haaren rum. Scheiße, wie sehe ich aus? Die Antwort befindet sich versteckt in dieser Frage, meine Liebe!

Er strahlte. „Baby, was machst du denn hier?“ Ich erklärte ihm kurz die Situation und stellte ihm meine beste Freundin vor. Sie unterhielten sich in meiner Muttersprache. Noch so eine Sache, die ich gerne an ihm mag. Er spricht meine Sprache. „Ich gehe mal wieder, hier laufen irgendwo Freunde meiner Freundin rum“, sagt er mir. Um Gotteswillen!

„Süße, wir haben deinen Freund eben in der Hausbar mit so einer brünetten kleinen Bitch gesehen!“ Das wäre es, was meine Freunde mir geschickt hätten, hätten sie meinen Freund im Club mit einer anderen sprechen sehen. Und glaubt mir, das Detektiv Foto wäre zwei Sekunden später gekommen. Auf meine Lieben ist eben Verlass! Also war ich froh, dass er weg war. Leider nicht lange. Er kreiste um mich herum wie eine Wespe um ein frisches Stück Kuchen. Dann kam er zu mir. „Du siehst toll aus“, flüsterte er mir ins Ohr, als er meine Hand nahm.

Wir tanzten an original der gleichen Stelle, an der wir uns kennen gelernt haben und das erste Mal miteinander tanzten. Es war schön. Und die Angst, gesehen zu werden, verflog mit jeder gemeinsamen Bewegung. Ihr kennt sicher diesen Moment, bevor es zu einem Kuss kommt. Wenn dein Gegenüber dir zaghaft auf die Lippen schaut, während er auf seiner eigenen rum kaut… „Hei, das geht nicht“, sagte ich und trat einen Schritt zurück. Dabei sah ich mich panisch um.

Back to reality!

„Du hast Recht!“, bestätigte er und sah deprimiert zu Boden. Es war schon spät und zum Glück musste ich vor Ladenschluss meine Jacke in dem anderen Club holen. Ich verabschiedete mich und holte meine Freundin um die Ecke bei ihren Bekannten ab. Wir tranken in der Falle noch ein Glas und holten dann unsere Jacken ab. Ich zog sie vorm Ausgang an und trat die kleine Stufe runter in den jungen Tag hinein. Wir wollten nach rechts zum Auto, als ich Mr Perfect auf einmal da stehen sah. Anscheinend ist er mir nach und hat vor der Discothek auf mich gewartet. Meine Freundin rollte mit den Augen. „Soll ich dich heim bringen?“, fragte sie, obwohl wir beide die Antwort schon kannten. „Fahr ruhig, ich komme schon nach Hause.“ Dann ging ich zu ihm. „Hei Baby“, hauchte er.

Die Wolken wurden lila

Die Vöglein begrüßten den Tag mit fröhlichem Gezwitscher, während wir die ungewohnt menschenleere Sternstraße Hand in Hand entlang torkelten. Was ich hier aufschreibe, habe ich ihm nie gesagt. Denn er hätte es als „betrunkenes Geschwätz“ abgetan. Damit hätten wir den Beweis, dass das Sprichwort Betrunkene und kleine Kinder sagen die Wahrheit, einfach für den Arsch ist. „Meine Mutter würde dich lieben!“, platzte es aus ihm heraus. Ich blieb stehen, drehte mich zu ihm um, hielt ihm den Zeigefinger vor die Nase. „Sag das nicht!“, meinte ich wütend. „Doch, das würde sie!“ Was soll der Scheiß, Mann? Seine Mutter soll seine Freundin lieben! Er machte weiter. Ich sage ja, er hat einen Hang zum Dramatischen.

„Hör auf damit, bitte!“, flehte ich. „Ich will mit dir in den Urlaub, in deine Heimat!“ Ohmann, ich ließ ihn einfach weiter erzählen… „Ich will dich rund um die Uhr bei mir haben!“ Bla, bla, fucking bla. Mal ehrlich, ich kenne solche Männer, die einem jeden Scheiß erzählen, nur um mich dann ins Bett zu bekommen. Aber er hatte mich ja bereits. Wieso gab er sich also so eine Mühe? Mir kam sein Satz „Es ist mehr als Sex“ wieder ins Gedächtnis.

Hatte ich etwa eine Affäre mit Dr. Jekyll und Mr Hyde?

Dem Nüchternen, der kühl und distanziert ist. Und dem Betrunkenen, der das ausspricht, was der Nüchterne sich nicht traut oder nicht wahr haben will? Mir schwirrte der Kopf. Für meinen Verstand war die Sache klarer als ein eisgekühltes Glas Belvedere Wodka: Dieser Mann ist ein perfekter Schauspieler. Mein Bauch und mein Herz waren jedoch in der Überzahl und verbündeten sich gegen mein Hirn. Die beiden hofften insgeheim, dass all das, was der Betrunkene sagte, wahr war. Ich plädiere auf Unzurechnungsfähigkeit! Dieses ätzende Battle spielte sich bis vor kurzem immer noch in mir ab.

Nach der Odyssee an Beweihräucherungen durch die halbe Bonner Innenstadt, waren wir endlich bei mir angekommen. Ich war müde und wollte nicht mehr über all das nachdenken. Ich brauchte einen feinen goldenen Schuss – den perfekten Orgasmus. Als wir gerade bei der Sache waren, warf er wieder seinen Kopf zur Seite. Als würde er mit aller Kraft unterdrücken, was da auch immer raus wollte. Ich streichelte sein Gesicht, fuhr über den struppigen Bart. „Alles ist gut“, beruhigte ich ihn. Er hielt inne.

Bye, bye Selbstbeherrschung

„Ich liebe dich“, flüsterte er, als er mir tief in die Augen sah. Spielte Wodka mir einen Streich oder habe ich das grade wirklich gehört? Pause. Wie er mich ansah, verriet mir dass es keine alkoholische Halluzination war. Seine Selbstbeherrschung war nicht so stark, wie sie sein sollte. Mein Herz gab meiner vorhin erwähnten Selbstbeherrschung einen fetten Tritt in den Arsch. „Ich liebe dich“, antwortete ich.

Gerade als ich diese zwölf kleinen Buchstaben aussprach, sprang ich im Geiste hoch, hopste auf meinem Bett herum und versuchte verzweifelt, wie in Zeitlupe, Letter für Letter einzufangen. Doch ich war zu langsam. Viel zu langsam. Die Buchstaben wurden von seinem Ohr aufgesaugt und formten sich im Hirn zu Wörtern. Fuck! Das alles glich einer Naturkatastrophe, einem kleinen Dorf in den Alpen, das von einer Lawine überrollt wurde, dessen Ursprung ein klitzekleiner Fehler eines ziemlich dummen Bergsteigers war. Der Bergsteiger, alias mein Herz, ging bei der ganzen Sache mit unter.

Das weiße Rauschen verwandelte sich in schwarze Stille. Unsere Selbstbeherrschung hätte stärker sein sollen.

Hier geht es zu Teil 9.

Cheers!

Über den Autor/die Autorin

payday

Im Leben einer Frau gibt es viele Ereignisse die sie prägen. Nicht jene die man sich jetzt vorstellen mag wie den perfekten Mann zu treffen oder im Job befördert zu werden. Ich meine diese bei denen sich Frau schwört: nie wieder! Oder: bitte immer weiter!!! Ich rede über sexuelle Katastrophen und Highlights.

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