Studentenalltag

Mr Perfect (Kapitel 10)

Typ im Bett - Mr. Perfekt / Mr Perfect / Gefühl / Affäre / zusammen duschen / Kontaktabbruch / betrügen / Selbstbeherrschung / Schluss / Freundin
Geschrieben von payday

Ich schwor mir wieder zum gefühlt 1000sten Mal, ihn nie wieder bei mir rein zu lassen. Meine Freundinnen nahmen mich selbstverständlich nicht ernst.

Sich selbst bei Dingen erwischen, die man besser nicht tun sollte, ist scheiße. Ich habe mich selbst dabei ertappt, wie ich mir einen Kommentar eines Facebook Bildes von ihm durchlas. Auf seinem neuen Profilbild lächelte er. Was denkst du dir denn?, fragte ich mich wütend. Das er traurig zu Hause sitzt? Sicher. Ganz bestimmt. Und wieso sollte er auch? Das einzige, was passieren kann, ist, dass er nach einem gescheiterten Anmach-Versuch während der Power Hour abgefuckt ist, dass es jetzt keinen sicheren Plan B mehr gibt. Aber den gab es andersrum natürlich auch nicht mehr. Wobei es als Frau natürlich einfacher ist, einen Mann abzuschleppen. Aber die Vergangenheit lehrte mich, dass da draußen viele Freaks rum laufen, die zu allem Überfluss nichts drauf haben.

Was regte ich mich eigentlich auf?

Schließlich hatte er keine Freundn mehr! Somit der Freischein, um ständig mit ihm schlafen zu können, ohne dabei jedes Mal im Sumpf meines schlechtes Gewissens zu ertrinken. Meine Freundinnen behielten also Recht. Nachdem ich ihn aus meinem Leben verbannte, brachen ungefähr fünf Gläser Weißweinschorle eines Nachts den Fluch, mit dem ich ihn belegte und lösten alle Blockierungen auf. Als ich morgens wach wurde, checkte ich meine Nachrichten, weil ich mich dunkel erinnern konnte, was ich da wieder Blödes getan hatte. Aber bei den gesendeten Nachrichten war nichts an Mr Perfect gerichtet. Da hab ich aber Glück gehabt… Man sollte es mit dem Handy wie mit dem Auto handhaben. Ab einer gewissen Promilleanzahl sollte man dieses Gerät einfach nicht mehr bedienen dürfen. Dies sollte gesetzlich beschlossen werden.

Im Laufe des Tages bekam ich eine wütende Mail von ihm. Shit! Was habe ich getan? Ich trickse mich jetzt neuerdings selber aus?! Ich schrieb ihm und löschte anschließend die Nachricht. Tja, mein betrunkenes ICH betrügt also mein nüchternes ICH! Was würde ein Psychologe dazu sagen? Mmmh, den One Minute Man kann ich ja leider diesbezüglich nicht mehr fragen! Er war zwar sauer, aber nicht nachtragend. Ich schrieb ihm letzte Nacht nur drei kleine Worte: Du fehlst mir!

Nachdem ich ihm erklärt hatte, wie verletzt ich war, vertrugen wir uns wieder. Noch am gleichen Tag kam er abends bei mir vorbei… Wir unterhielten uns. „Alles was ich dir bisher gesagt habe, meinte ich aus so! Wieso glaubst du mir das nicht?“, wollte er wissen. Ehm, weil du zwei Gesichter hast vielleicht?! Aber:

Reden ist Silber, Blasen ist Gold

Nüchtern ist er viel besser. Mag man gar nicht denken. Von wegen Hemmungen, die bei Alkohol im Blut fallen und so… Seine Berührungen sind präziser, seine Stöße fester und seine Wahrnehmung einfach besser. Er begreift sofort, was mir gefällt, macht instinktiv weiter, ohne dass ich was sagen muss. Ich konnte mich schon immer bei ihm fallen lassen. Jedoch schien mich das Wissen über seine Freundin innerlich zu blockieren. Jetzt, wo es keine Freundin mehr gab, war ich frei. Er gehört in diesem Moment nur mir. Das machte alles noch viel besser als es ohnehin schon war…

Ich saß auf ihm und bestimmte den Rhythmus. Er grub seine Hände in meinen Arsch und hielt mit leichten Stößen gegen meine. Irgendwas passierte da, er spürte es auch. Ich schloss die Augen. „Baby?“, fragte er. Ich selbst habe mich noch nie zu dieser Empfindung bringen können. Somit wusste ich nicht, was da in mir geschah! Ich zog mich innerlich so zusammen, dass ich das Gefühl hatte, mich jeden Augenblick von seinem Schwanz abzustoßen und wie eine Rakete an die Decke zu gehen. Irgendwie war es auch so.

Mein Inneres schwebte an der Decke. Ich erlebte eine tiefe emotionale Erschütterung. Mein Atem stockte. Sekunden lang hielt dieses zutiefst befriedigende, selbst mit allen Superlativen nicht zu beschreibende, Gefühl an. Er berührte meine Seele. Hallo lieber A-Punkt Orgasmus-Rausch! Freud würde sagen, ich sei jetzt eine richtige Frau. Jetzt wo ich meinen tiefen Orgasmus nach vielem Ausprobieren endlich fand. Ich liebte meinen neuen Orgasmus. Ich konnte mir Sex ohne ihn nicht mehr vorstellen…

Es war wie zu Beginn der Affäre

Wunderbar entspannt. Eigentlich denkt man, dass sich irgendwann die Routine einstellt. Aber so wahr ich hier sitze, es wurde von Mal zu Mal besser. Ich dachte nach jedem Mal, dass dies das Geilste, war was mir je widerfahren ist. Manchmal hatten wir nur in einer Stellung Sex. Ihr mögt denken: wie kann sie das bloß für den perfekten Sex halten? Ganz einfach: es fühlte sich so gut an, dass es uns beiden nicht gelang, uns von einander zu trennen. Nicht mal für den Bruchteil einer Sekunde wollten wir dieses besondere Gefühl missen. So trieben wir es manchmal einzig und allein über eine Stunde in der Reiterposition. Wie in einem Musical gab es viele Spannungsbögen, verschiedene Rhythmen, aggressive Stücke lösten sanfte zärtliche Töne ab. Und somit gab es mehrere Höhepunkte in dieser Geschichte.

Ich schwebte in der Sex-Trance

In dieser perfekten Sex-Trance. Es liegt wohl in der Natur der Frau perfekte Dinge in Frage zu stellen. Ich versuchte den Sinn dahinter zu finden. Ich wollte die Sex-Blase verlassen. Und dies ging nur mit drastischen Maßnahmen: ich musste sie mit einer spitzen Nadel zerstechen. Also schrieb ich eine lange Mail, in der ich all das in Worte fasste, was ich fühlte, all das, was ich mich nicht wagte auszusprechen. Ich schlug ihm vor, mal außerhalb des Bettes etwas zu unternehmen. Was trinken oder essen gehen. Um rauszufinden, ob es außerhalb der Laken genauso gut funktioniert… Denn das wollte ich wirklich. Meine Perle hielt ihn bereits für den Richtigen, aber was war mit dem Rest von mir? In dem Moment, wie ich sie absendete, kannte ich bereits die Antwort.

An diesem Abend lud ich einen lieben Freund zu mir nach Hause ein. Wir sahen „Sex and the City“, aßen Pizza und schlürften Weißwein. Ich verlor keinen Gedanken mehr an seine Antwort. Toller Abend! Ziel erreicht: ich war voll! Betrunken sah ich auf mein Handy. Da war sie. Die alles entscheidende SMS. Einen größeren Arschtritt hätte ich nicht bekommen können. Anscheinend hat er mich missverstanden. Ich habe ihn nicht gefragt, ob ich seine Freundin sein darf. Sondern nur, ob wir mal was unternehmen könnten, ganz ungezwungen.

Einem Mann eine Bindung jeglicher Art vorzuschlagen, wenn er grade eine Beziehung beendet hat, ist genau so wirkungsvoll, wie ein Messer in einen Toaster zu packen. Das einzige, was man mit größter Sicherheit bekommt, ist einen Schlag. Alkohol funktioniert in dieser Situation wie ein Gefühls-Airbag. Ein Ballon gefüllt mit Gefühlskälte bewahrt dein Herz vor irreparablen Schäden. Aber eigentlich machte es mir nichts aus… Das schrieb ich ihm auch, bevor sich mein Weinrausch im Schlaf verlor.

In meinem Kopf vibrierte es

Sekunden später begriff ich, dass es an der Tür klingelte. Hat mein Freund was vergessen? An der Gegensprechanlage krächzte ich ein Hallo raus. „Baby?“, kam es mit Hoffnung in der Stimme zurück. Was wollte er denn mitten in der Nacht von mir? Besonders, nachdem er mir Stunden vorher einen Korb der Extraklasse verpasste. Ich zog meine Boots über die pinke Pyjamahose und ging zur Haustüre. Es war noch ziemlich viel los in der Innenstadt. Er stand angelehnt an der Hauswand. Als ich die Türe hinter mir fallen ließ, drehte er sich um, sah mich an, schnellte zu mir und umarmte mich. Als täten ihm seine geschriebenen Worte leid.

Dann nahm er zärtlich mein Gesicht in die Hände und blickte mir tief in die Augen. Da sah ich seine glänzenden Augen. Die gläserne Wand in seinen Augen wurde immer höher, bis sie sich in dicken Tränen auflöste, welche sich auf dem Weg über die Wangen in seinem Bart verloren. Was zum Teufel war denn nur los mit ihm? Er hörte gar nicht auf. Die Leute auf der Straße schauten schon blöd. Ne Alte im pinken Daisy Duck Pyjama mit Fellboots und einem flennenden Typen im Arm.

What?

Okay, ich musste ihn schnell in meine Wohnung bringen. Aber meint ihr, er hätte aufgehört? Nein, es ging erst so richtig los. Er saß total fertig auf meiner Couch. Vergrub das Gesicht in seinen Händen und heulte. Dann sah er auf, schüttelte den Kopf und sagte: „Unmöglich wie ich mich dir gegenüber benehme!“ Zum ersten Mal glaubte ich ihm seine Worte.

Dann sagte er wieder lauter Dinge, die er einfach nicht hätte sagen dürfen. „Ich will mit dir ausgehen, dich im echten Leben erleben!“, winselte er. Will dieser Junge mich nur noch verarschen? Genau das hatte ich ihm in der SMS vor nicht mal zehn Stunden vorgeschlagen und seine Antwort darauf war mehr als kühl: Ich glaube nicht, dass da mehr bei mir ist! Und jetzt? Ach so! Zehn Stunden und nach seinem Geruch zu urteilen, drei Flaschen Jack Daniels haben seine Meinung, wie es aussieht, geändert.

„Ich komme dich auf der Arbeit besuchen und bei deinen Eltern!“, sagte er und fuchtelte dabei dramatisch mit den Händen. Ich war stinksauer und verfrachtete ihn einfach ins Bett. Er hat es natürlich probiert… Aber ich wollte nicht. Am nächsten Morgen musste ich früh raus und ließ ihn im Bett liegen. Von seinem Mädchen-Geheule habe ich ihm erzählt. Nicht aber von seinen Worten. Seinen gelogenen Worten, die sich in meinem Kopf breit machten wie Schimmel in einem Haus. Sie befielen mein klares Denkvermögen.

Arschloch!

Was ich nicht wusste: seine Freundin erschien wieder auf der Bildfläche. Sie redeten wohl viel. Sehr viel. Über ihre Probleme und so. Ah ja. Okay. Ich verstehe. Er drückte die Aufwärm-Taste an der Mikrowelle und ich entschied, dass es nun an der Zeit war, mich endgültig rauszuhalten. Auch wenn sie nicht wieder zusammen waren, schlug ich ihm vor, dass mit uns zu beenden, damit er sich seiner Freundin mehr widmen kann. Netter Schachzug, aber gut machen konnte ich mit dieser Aktion die vergangen Jahre nicht…

Nach einiger Zeit der Funkstille, schrieb mir eine Freundin eines Abends, dass sie die beiden turtelnd in einer Bonner Bar gesichtet habe. Ich sag ja: auf meine Spione ist Verlass! Eigentlich wollte ich nichts davon hören. Aber meine Freundin hielt es für wichtig mir alle Details der Begegnung auf die Nase zu binden. Vielleicht in der Hoffnung, mich endlich heilen zu können. Sie sahen wohl sehr verliebt aus und das Mädchen hing extrem an ihm. Also war sie wieder seine Freundin?

Cheers!

Hier geht es zu Kapitel 11.

Über den Autor/die Autorin

payday

Im Leben einer Frau gibt es viele Ereignisse die sie prägen. Nicht jene die man sich jetzt vorstellen mag wie den perfekten Mann zu treffen oder im Job befördert zu werden. Ich meine diese bei denen sich Frau schwört: nie wieder! Oder: bitte immer weiter!!! Ich rede über sexuelle Katastrophen und Highlights.

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