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Warum sich die meisten Studenten nach dem Studium unter Wert verkaufen

Bettlerhand mit ein paar Münzen und einem Becher zum Thema warum sich Studenten oft unter Wert verkaufen
Geschrieben von Studiblog Staff

Frustriert. Verzweifelt. Panik, keinen Job zu finden oder sich unter Wert verkaufen zu müssen.

Das Studium geschafft, aber nach dem feuchtfröhlichen Hoch, schleicht sich bei vielen frisch gebackenen BAs oder MAs langsam die Angst ein: Und was jetzt? Wie bekomme ich denn einen Job? Wo bewerbe ich mich überhaupt? Was will ich jetzt machen?

Viele werden in das Berufsleben geworfen, in das sie davor nur einen kurzen Blick über Praktika werfen konnten. Für die meisten also komplettes Neuland. Frustriert schaut man sich die Einstiegsstellen an: “Mindestens 2-3 Jahre Berufserfahrung”, “Einschlägige Erfahrung im Bereich XY”. Gedanken wie: “Das bringe ich doch gar nicht mit”, “Wie soll man denn bei einer Einstiegsposition so viele Jahre Berufserfahrung mitbringen?” schießen einem durch den Kopf. Man gibt sich erst einmal mit einem Praktikum zufrieden. Man muss ja den Einstieg irgendwie schaffen. Verdienen tut man nichts, die Eltern helfen meist aus.

Warum aber verkaufen sich die meisten Absolventen nach Ihrem Studium unter Wert? Wieso akzeptieren viele ein weiteres, schlecht bezahltes oder unbezahltes Praktikum?

Folgende Gründe spielen eine ausschlaggebende Rolle:

Praktika werden nicht als Berufserfahrung angegeben.

In vielen Praktika arbeitet man 40-50 Stunden und übernimmt vollwertige Aufgaben, die auch ein festangestellter Mitarbeiter nicht besser machen hätte können. Warum geben aber viele Studenten diese Erfahrung als “Praktikum” an?

Bezeichnet die Stelle als das, was sie als Berufsbezeichnung tatsächlich darstellt und gebt euch einen dazu passenden, vollwertigen Titel. Außerdem solltet ihr detailliert angeben, was die genauen Aufgaben in dem Praktikum waren. Was waren eure Tätigkeiten? Welche Erfolge habt ihr erzielt? Wie könnt ihr diese Aufgaben mit Zahlen belegen? Es geht nicht darum, die Wahrheit zu vertuschen oder gar zu lügen, sondern darum, dass man sich richtig positioniert und den Wert, der meist unterschätzten Praktika, transparent darstellt.

Das Studium wird unter Wert verkauft

Als Student widmet man einen Großteil seiner Zeit einer Studienrichtung und einem fachlichen Thema, dass in einer Tiefe behandelt wird, die oft in den einzelnen Berufen nicht vorhanden ist. Trotzdem geben viele Studenten in Ihrem Lebenslauf nur die Studienrichtung und ein paar Schwerpunkte an.

Wenn gewisse Kurse auf die gewünschte Stellenausschreibung passen, gebt diese unbedingt an. Ihr habt nicht umsonst studiert und seid in den Augen des potentiellen Arbeitgebers, ein ausgebildeter Mensch, der sich mit einem bestimmten Fachthema einige Zeit beschäftigt hat. Wieso solltet ihr dies verschweigen? Stellt allerdings sicher, dass die angegebenen Kurse auch auf die Stellenausschreibung passen und nicht willkürlich dem Lebenslauf oder Anschreiben hinzugefügt wurden.

“Bedingt qualifiziert” wird mit “unterqualifiziert” verwechselt

Oft lesen sich Bewerber die Stellenausschreibung durch und kommen zu dem Schluss, dass sie gar keine Chance haben. Ein oft entscheidender Irrtum. Man muss zwischen “bedingt qualifiziert” und “unterqualifiziert” unterscheiden. Die Fähigkeiten und Berufserfahrung in einer Stellenausschreibung sind die idealen Kenntnisse, die der Personaler sich gerne wünscht. Viele Personalverantwortlichen sind sich aber bewusst, dass auch Kandidaten, die nicht alle geforderten Kenntnisse mitbringen, sehr gut in die Position passen würden.

Disqualifiziert euch also nicht gleich selbst, bloß weil ihr statt 3-4 Jahren Berufserfahrung nur 1-2 Jahre in petto habt, oder bloß weil ihr ganz spezifische Skills oder Branchen Know-how nicht mitbringt. Ihr seid wahrscheinlich “bedingt qualifiziert”, also nicht der perfekte Kandidat, könnt dies aber mit Persönlichkeit locker wieder wettmachen. Solltet ihr jedoch gar keine der geforderten Anforderungen mitbringen, ist es wahrscheinlich weniger sinnvoll, sich auf diese Stelle zu bewerben.

Man hat keine Ahnung, worauf es bei der Bewerbung ankommt

Letztlich sind Bewerbungen eine Fähigkeit, die man lernen kann. Der Bewerbungsprozess läuft oft sehr ähnlich ab und viele Personaler stellen die gleichen Fragen, legen auf die gleichen Dinge Wert und suchen die Kandidaten nach den gleichen Kriterien aus. Deswegen sollte man etwas Zeit investieren, um bestimmte Fragen vorzubereiten, ein sehr gutes Anschreiben zu verfassen und seinen Lebenslauf auf Vordermann zu bringen. Denn letztlich zahlt sich diese Investition auf Jahre hin gesehen aus. Man bleibt vorerst normalerweise ein bis zwei Jahre in einer bestimmten Position und falls man doch bereits vorher einen Wechsel anstrebt, kann man dieselben Skill der Bewerbung erneut anwenden.

Investiert also etwas Zeit und Arbeit in eure Unterlagen und lernt den Prozess der Bewerbung. Auch wenn ihr frisch gebackene Absolventen seid und direkt von der Universität kommt, solltet ihr euch also nicht unter Wert verkaufen! Mit ein paar Veränderungen im Kopf und bei den Bewerbungsunterlagen, müsst ihr euch nicht noch für ein weiteres unbezahltes Praktikum hergeben!

Fazit

Auch wenn ihr alle Tipps verinnerlicht habt, die Krawatte oder das Kostüm sitzt und ihr voll motiviert seid, vergesst nicht, euch selbst immer wieder zu hinterfragen! Welche Motivation treibt euch an, euch gerade auf diese Stelle zu bewerben? Ist eure Selbsteinschätzung in Bezug auf eure Qualifikation realistisch? Wie gut seid ihr über eure geplante Zukunft in genau dieser Firma/Branche informiert? Bleibt ehrlich zu euch selbst, seid authentisch und seht zu, dass ihr euch einen Job sucht, der euch wirklich und womöglich ein Leben lang Freude bereitet! Sind all diese Faktoren gegeben, bzw. mit „ja“ zu beantworten, könnt ihr umso mehr im ersten Gespräch und auch bei späteren Gehaltsverhandlungen dafür sorgen, dass ihr euch nicht unter Wert verkauft, denn ihr kennt euren Wert zu jedem Zeitpunkt am besten!

Welche Erfahrungen habt ihr mit dem Thema gemacht? Erzählt uns davon!

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