Bachelor und BAföG- verkürztes Studium lässt Sachbearbeitern kaum Zeit die Anträge zu bearbeiten

Geschrieben von Studiblog Staff

„Eine Katastrophe!“, ruft uns Rita W. entgegen, als wir sie auf dem BAföG-Amt der Universität Köln besuchen. Die Umstellung von Diplom auf das Bachelor/Master System macht den Sachbearbeitern bis heute zu schaffen.

„Wissen Sie“, berichtet Frau W, „nicht bei uns liegt das Problem, sondern bei der Studienzeitverkürzung, so bekommen wir die Anträge überhaupt nicht mehr beantwortet.“

Doch wie kommt es, dass bei unzählige Studenten nach der Einreichung eines Antrages einfach überhaupt nichts passiert?

„Früher war das hier alles ein wenig langsam, aber jetzt mussten wir ‚die Performance‘ steigern, so sagt das zumindest die Leiterin hier “ -Frau W. rührt gedankenverloren in Ihrer Kaffeetasse. „Wollen Sie auch noch einen?“

„Das erste Problem ist, dass die Anträge erst in letzter Minute eingehen, oft erst 4 Monate vorher oder noch schlimmer, erst dann, wenn die Studierenden ihre Zusage erhalten haben. Da ist es kein Wunder, dass zum Semesterbeginn kein Geld da ist.“
„Wir schicken dann meistens zeitnah eine Bestätigung heraus, dass der Antrag eingegangen ist“, fährt Frau W. fort.
„Jetzt über den Sommer ist es aber ungünstig, denn Herr Meurer fährt immer an die Algarve für 4 Wochen und Frau Blumenthal an die Nordsee. Bei einer kniffeligen Rückfrage brauchen wir jedoch die Unterschrift von beiden.“
Frau E. tritt ins Zimmer ein, auf der Suche nach Kopierpapier. „Das muss neu bestellt werden Uschi“, ruft Frau W. „Dafür musst du nur einen Bestellschein drucken und…“ -Frau W. und Frau E. verschwinden aus dem Zimmer. Nach 2 Stunden setzen wir das Interview fort.

„Die eigereichten Unterlagen landen erst einmal sortiert in diesen Kisten auf dem Tisch vom dazugehörigen Sacharbeiter. Also ‚A-Es‘ macht Herr Meurer, ‚Es-Gi‘ Frau Schneider…
Nur Frau Schneider ist in Reha wegen der Psyche, Burnout, ganz schlimme Sache. Deswegen liegen die Unterlagen von Frau Schneider jetzt bei mir auf dem Stapel. Die Unterlagen von Frau Herbst liegen bei Uschi, denn die Herbst ist für 3 Monate wegen dem Rücken krankgeschrieben.“
Frau W. erklärt weiter: „Direkt nach Durchsicht der Unterlagen, das dauert meistens nicht mehr als ein Semester, schicken wir das erste Schreiben heraus mit der Liste der fehlenden Unterlagen.“

„Warum nicht per Email? Sie sind ja witzig. Dieses Internet wird zwar immer beliebter, aber wir drucken bereits auf Öko-Papier, das ist der neueste Trend. Letztens hatte schon mal jemand gefragt, warum wir im Studierendenwerk kein ‚Weh-Lan‘ für die Studenten haben. Verrückt.“

„Jedenfalls, wenn alle Unterlagen da sind, erstellen wir den Bafög-Bescheid. Nur meistens wäre zeitgleich der Leistungsnachweis nach 4 Semestern fällig und den vergessen die Studierenden immer. Da sind mir die Hände gebunden. Wenn es optimal läuft, kann der in 2 Monaten nachgereicht werden, damit der Anspruch nicht erlischt. Und schwups, ist der Antrag auch schon durch.“

Auf Nachfrage räumt Frau W. ein, dass es längst nicht immer so glatt läuft. „Wir hatten letztens einen, der konnte sich im 5. Semester bei einem Auslandsaufenthalt den Rückflug aus Bangladesch nicht mehr leisten. Den hat man nie wieder gesehen, dabei war der Bewilligungsbescheid schon in der Ablage ‚Postausgang‘. Ein anderer bekam den Bescheid nicht, weil er nach seinem Bachelor an eine andere Uni gewechselt ist. Dieses Bachelor System macht uns fertig hier. Früher standen wir nicht unter so einem Druck, den Antrag innerhalb von 5 oder 6 Semestern zu bearbeiten“ gesteht Frau W. und wischt sich eine Träne aus dem Auge.

„Sehen Sie, schon 16.05 Uhr und wir sitzen immer noch hier. Ich sollte seit 5 Minuten schon ausgestempelt sein. Bald habe ich auch Burnout!“

Photo Credit: ElitePete, cc

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