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Jann Wattjes‘ Guide to Studying: #1 Studienwahl

Studienwahl: Mädchen zeigt sein Tattoo auf der Unterlippe
Geschrieben von Jann Wattjes

+++Dieser Guide ist dazu konzipiert, euch von Immatrikulation bis Abschlussfeier zu Rate zu stehen. Oder euch an bessere Zeiten zu erinnern. Oder euch einfach direkt vom Studieren abzuschrecken.+++

Wenn man das Zeugnis dann erst einmal in den Händen hält, sind doch irgendwie alle gleich. Ganz egal, ob am Elitegymnasium im finstersten Bayern in Rekordzeit, an der Mickie-Krause-Gesamtschule in Sprockhövel mit Punktlandung oder wegen Drogen- und Matheproblemen über den Umweg Berufskolleg: Das Abitur bedeutet in jedem Leben einen Meilenstein. Doch irgendwann nach einem letzten peinlichen Auftritt auf dem Abiball, der multiplen Sachbeschädigung auf dem nicht mehr heimischen Schulgelände und der Erkenntnis, wie viele fürchterliche Fressen man nun nie wieder zu sehen hat, drängt sich normalerweise eine stechende Frage auf:

Was jetzt?

Ausbildung? Dafür hätte man sich bestimmt schon bewerben müssen. Außerdem kämpft man sich doch nicht durchs Abitur um danach direkt reell arbeiten zu müssen.

Freiwilliges soziales/ kulturelles/ ökologisches/ pseudo-intellektuell-anmutendes Jahr? Macht sich natürlich gut im Lebenslauf. Und man hätte noch ein Jahr Zeit zu sinnieren, was man tatsächlich machen möchte. Aber ein ganzes Jahr so tun, als würde man was wirklich Cooles machen, obwohl man in Wirklichkeit nur Waschbären den Arsch wischt/ in lustigen Kostüme steckt/ an der Öffentlichkeit vorbei per Epidemie ausrottet, ist nur was für die sehr flexiblen Gewissen unserer Zeit.

Auslandsjahr? Oh Gott, nein. In anderen Ländern essen sie weder Zungenwurst noch Büsumer Krabben, behandeln Alkoholismus als Krankheit, nicht Kulturgut, und in den meisten ausländischen Staaten sprechen sie angeblich nicht einmal gut Deutsch!

Arbeitslosengeld kassieren? Die bisher würdevollste Variante. Muss man allerdings ein Leben in Saus und Braus, Chicken Nuggets und In-App-Käufen finanzieren, sollte man langfristig doch nach höheren Verdienstmöglichkeiten streben…

Ein Studium!

Nein nein, ein Studium mit BAföG-Finanzierung, allgegenwärtigen Rabatten und viel zu langen Semesterferien ist die einzige Option, um dem Stress des realen Lebens noch so lange wie möglich zu entfliehen. Glaubt man der Unterhaltungsindustrie sind die doch dauernd nur am feiern und vögeln! Aber was zur Hölle kann man in diesen schweren Zeiten denn noch studieren?

Rational kann davon ausgegangen werden, dass Sie diesen Guide nicht zu Rate gezogen hätten, wenn Sie sich für etwas Hochgestochenes wie Ingenieurswissenschaft, Medizin oder klassische Philologie eignen würden. Wenden wir uns daher doch direkt den ziellosen und NC-freien Studiengängen an den Universitäten der deutschen Provinz mit folgendem Quiz:

Was soll ich studieren? (für Dummies)

Sie lesen diesen Text an einem Computer?

Herzlichen Glückwunsch, Sie sind geeignet für ein Studium der Informatik (versuchen Sie es doch beispielsweise in Halle, die Stadt, in der Äußerlichkeiten {offensichtlich} keine Rolle spielen)!

Sie haben schon mal ein ganzes Buch (ohne Bilder!) gelesen?

Herzlichen Glückwünsch, Literaturwissenschaft ist Ihr Metier!

-> Sie haben schon mal ein fremdsprachiges Buch (hier wären auch Bilder
okay) gelesen?

Herzlichen Glückwunsch, Ihr zugehöriges Hauptfach ist Beliebige Fremdsprache (so
z.B. möglich in Bielefeld, Stadt, die es zwar gibt, aber nicht geben müsste)!

Sie wissen wie man eine Wurzel zieht?

Herzlichen Glückwunsch, Ihnen steht die Wahl offen zwischen Mathematik und Zahnmedizin (zulassungsfrei z.B. in Witten, warum sieht man den Einwohnern allerdings auch an)!

Sie haben einen riesigen Freizeitbedarf und hassen Kinder?

Herzlichen Glückwunsch, Sie sind wie gemalt für das Studium von Kunsterziehung und Sozialkunde auf Lehramt (so möglich in Jena, aber Vorsicht, dort haben Wölfe und indigene Waldmenschen der Stadt schon weite Teile abgewonnen)!

Es war noch kein Studiengang für Sie dabei? Sie interessieren sich für nichts, haben keine Fähigkeiten und können auch mit Menschen nicht besonders viel anfangen?
Keine Panik! Studieren Sie doch einfach Holz. Holz ist wichtig, Holz macht Spaß (studierbar in bspw. Lemgo – ja ok, ich glaube selbst nicht, dass man in Lemgo akademische Abschlüsse erwerben kann, aber wenn’s doch im Internet steht…)!

Bis zur nächsten Ausgabe viel Spaß mit den neu gewonnen Lebensaufgaben!

Photo Credit: neilhinchley , cc

Über den Autor/die Autorin

Jann Wattjes

Bitte nicht beschweren, einfach direkt zuschlagen!

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