Part 2: I’m Mingle and ready to jingle! Wann ist man zusammen?

I’m Mingle and ready to jingle! Oder die Frage, wann ist man zusammen?
Geschrieben von payday

Dies ist der 2. Teil des Artikels: I’m Mingle and ready to jingle!

Es war eins der Fotos, die ich so gerne mochte. Anzug und Hemd stehen ihm hervorragend. Er grinste mich von dem Foto an. Es ist genau das gewisse Grinsen, bei dem ich schwach wurde. Und es geschah wohl wieder. Denn erst als ich das ganze Screenshot betrachtete und auch endlich das Drumherum wahrnahm, seinem ausgedachten Nutzernamen, Alter und die Stecknadel mit der Entfernung, wurde aus dem schönen Lächeln ein höhnischer, grässlicher Gesichtsausdruck. Es schien fast so, als würde er mich auslachen.

You like each other!

Zum Hintergrund: Meine Freundin besaß ein Fake-Profil bei dieser Flirt-App, um ihren Typen – naja, sagen wir mal sie befasste sich aktuell auch mit der „Was-sind-wir-eigentlich-Frage“ – auszuspionieren. Dabei stieß sie auf meinen Möchtegern-Surfbrett-Designer. Und, nein, ich habe sie nicht darauf angesetzt. Ganz ehrlich? Meine Freundinnen sind besser als das FBI und würden jeden noch so komplizierten Fall lösen. Aber ich persönlich stehe nicht auf Spionage. Info am Rande: Die beiden sind heute tatsächlich ganz offiziell ein Paar! Maseltov! Zurück zur Story!

Seine Beschreibung lautete:

StipkeXYZ

Straight, Man, Single, 184 cm, Fit.

Mingle = nicht zusammen!

In dieser kleinen Beschreibung fand ich die Antwort auf die EINE Frage. Single. Kurz und schmerzvoll. So wie es nun mal sein musste.

„Soll ich ihn anschreiben?“, fragte meine Freundin mich – ich wurde das Gefühl nicht los, dass sie sich über dieses neue „Projekt“ freuen würde.

Noch ganz benommen lehnte ich dankend ab. „Du, ich bekomme ihn 100 Pro dazu, sich sein Arschloch zu rasieren!“, lautete ihr kläglicher Aufmunterungsversuch. Nein! Selbstzerfleischung ist nicht mein Ding. Die Sache sollte im Laufe des Tages beendet werden. Wollte ich ja am Tag zuvor schon. Das war bloß noch die Bestätigung. Wut und Schmerz ebbten ab. Die innere Befriedigung meiner eigenen Intuition nahm mich sanft in den Arm und flüsterte: „Gut so.“ Schließlich konnte ich ihm ja nichts. Schließlich wurde nie etwas definiert. Schließlich war er Single.

An diesem Tag hatte ich eine Menge zu tun und schob die „Steck-dir-deine-Surfbretter-schön-in-deinen-behaarten-Arsch“-Mail auf den Nachmittag. Tja, aber meine liebe Freundin machte mir einen Strich durch die Rechnung. Ihr mögt denken die Gute habe ihm, trotz meiner frommen Bitte ihm nicht zu schreiben, einen ihrer flirty Texte geschickt? Nein. Weit gefehlt. StipkeXYZ alias Mr Busy hat ihr aus freien Stücken geschrieben. Ihr seid gespannt was? Na bitte!

Der Chatverlauf: 

Today 7:50 pm

„Hi XY, you seem to be a tough and smart women (Daumen hoch Emoji) ……. I like that!“

Ach? Du magst toughe Frauen? Und: ach, du hast morgens um kurz vor 8 Uhr also Zeit zu schreiben? Nicht mir, aber anderen.

Today 9:52 am

„Is your picture a part of you?“

Mmmh, du hast also auch zwei Stunden später noch Zeit zu schreiben? Sag bloß! Und bist wohl auch so extrem notgeil, dass du auf ein Profilbild anspringst, welches nur den Ausschnitt einer Tätowierung zeigt? Kein Gesicht, kein Körperteil. Sie hätte drei Beine und einen Buckel haben können. Aber no Risk, no Fun – typisch straight Man eben.

Scham und Selbstzweifel

Ja, ja. Wirft ein tolles Licht auf mich. Da wo sich vorher noch Befriedigung verbreitete, zog sich alles zusammen. Das Blut in meinen Adern wurde von loderndem Feuer sekundenschnell zu gefrorenem Eis. Scham und Selbstzweifel krochen mir die Kehle hoch und schnürten sie immer fester und fester zusammen. Drohten mich zu ersticken.

In solchen Momenten ist es gut, sich in der Öffentlichkeit aufzuhalten. Man behält so die Fassung. Atmen. Als Sauerstoff meine Lungen, nach einer gefühlten Ewigkeit, wieder durchströmte, stieg mit jedem Atemzug die  Wasserwand aus Tränen in meinen Augen höher auf. Bis große, warme Tropfen über meine Wangen zogen und sich in der Mitte bei meinem Kinn trafen.

Nun reiß dich gefälligst zusammen! Du bist hier auf der Arbeit! Soll dich hier irgendwer flennen sehen? Und besonders wegen so einem Idioten? Reiß dich zusammen! Reiß dich zusammen!

Die Tränen weggewischt, das Handy gezückt. Vier Anrufe in Abwesenheit vom Surfbrett-Spast. Oder soll ich besser sagen StipkeXYZ? Wer denn nun?

Sie riechen den Braten immer

Als sei es ein kleines Alarmglöckchen in ihrem Kopf, welches immer nur dann klingelt, wenn eine Frau sauer ist. Bekommt ihr sowas in der Schule beigebracht? Gibt es dafür extra Kurse wie „Sie ist pissig – für Anfänger“ ? Jedenfalls spürte er meine Wut wohl. Dann wurde es mir bewusst. Es gab kein entweder oder. Es war der Mingle – die ganze verdammte Zeit! Der, der mich anrief. Der mich küsste. Mit mir schlief. Mich in den Arm nahm. Die starke Hand in den Nacken legte und mich dabei ansah. Es war nicht der liebevolle Mann oder der App-Ficker. Sie beide waren zusammen die moderne Form von Frankensteins Monster: Die Erschaffung eines künstlichen Beziehungs-Menschen. Aber es ist wie auch in der Geschichte zum Ungeheuer, im Prinzip eine gute Idee, aber die Realität offenbart ein tragisches Ende. Denn es funktioniert einfach nicht.

Der letzte Whatsapp-Dialog:

Er: „Ich hab angerufen, alles okay?“

Oh ja, alles okay du Sack!

Ich: „Du brauchst dich nicht mehr melden.“

Er: „Geht es um gestern, weil ich mich nicht gemeldet habe? Sorry, ich hatte echt so viel zu tun. Du glaubst ja gar nicht was bei mir abgeht. Ich weiß zurzeit nicht mal wohin mit mir selbst.“

Mimimimimimimi! Na warte!

Ich: „Ach, aber als StipkeXYZ, da hast du die Zeit fremden Frauen zu schreiben?“

Booooom. Das saß!

Er: „Oh … Ich weiß nicht was ich sagen soll. An deiner Stelle wäre ich jetzt auch sauer.“

Was für eine dumme Antwort …

Ich: „Ich bin wütend, dass du dir ganz dreist auf meine Kosten alle Optionen offen hältst. Und mir von keiner Zeit erzählst, obwohl das nicht stimmt, du feiges Stück Scheiße!“

Er: „Ich hab dich wirklich sehr lieb und hab meine Zeit wirklich gerne mit dir verbracht.“

Fuck off! 

Funkstille.

Der Spuk hat ein Ende. „Man merkt es, wenn man zusammen ist“, hat mal ein Freund zu mir gesagt. Und ja, so ist es! Ich denke nicht, dass es die Feigheit war, ihn zu fragen. Es war einfach die Angst vor der Antwort, die meine Intuition schon längst vor mir kannte. Und versuchte mir in meinem inneren Kampf genau das deutlich zu machen.

Ja, ich wollte anfangs einfach nur Spaß. Und trotzdem habe ich mich verknallt. In ihn. In seine Persönlichkeit. Sein Schauspiel. Und ja, ich hätte die Zeichen sehen sollen. Rückblickend betrachtet komme ich mir ziemlich dämlich vor. Wie es wohl immer der Fall nach solchen Stories ist. Aber er war es, der nicht aufrichtig war. Der sich einfach ganz entspannt zurück lehnte, bumsen, bekochen und einladen ließ. Obwohl er genau wusste, dass ich etwas für ihn empfinde.

Mingles sind Diebe

Wieso hat er nicht gesagt, dass er nichts Festes will? War es krude Gefühlskälte, das beliebte „Sich-nicht-festlegen-wollen“-Dilemma oder einfach die Angst, das schöne, bequeme Leben als „Freund“ aufzugeben? Ich weiß es nicht. Was ich aber weiß, ist, dass im Grunde alle Mingles Diebe sind. Denn das ist kein Film, für den man als Schauspieler vorspricht und sein Können zeigt – das ist das wahre Leben. Dem Gegenüber etwas vorgaukeln erfolgt aus purem Egoismus. Der Preis für ihre Befriedigung: Sie stehlen dir Mut, Selbstachtung und den Glauben an die Liebe. Wenn auch nur kurz, so hoffe ich. Aber die verschwendete Zeit gibt dir keiner zurück!

Daher mein Rat an alle, die vielleicht in der gleichen Situation stecken: Verknalltsein ist toll. Aber: Herz, Bauch, Verstand. In dieser Reihenfolge solltet ihr auf eure inneren Stimmen hören und auch eurer Intuition vertrauen.

Der oder die Richtige würde sich bei der „Sind-wir-zusammen“-Frage nie unter Druck gesetzt fühlen. Sondern sich freuen. Darin besteht der kleine aber feine Unterschied.

Cheers!

Über den Autor/die Autorin

payday

Im Leben einer Frau gibt es viele Ereignisse die sie prägen. Nicht jene die man sich jetzt vorstellen mag wie den perfekten Mann zu treffen oder im Job befördert zu werden. Ich meine diese bei denen sich Frau schwört: nie wieder! Oder: bitte immer weiter!!! Ich rede über sexuelle Katastrophen und Highlights.

1 Kommentar

  • Das Verhalten dieses Typen war bestimmt echt mies! Aber zu einer Beziehung gehören immer 2. Wieso ist er ein Arschloch wenn er nur Spaß haben will, wenn er in eine Beziehung geht. Bei dir ist es aber völlig in Ordnung. Angeblich wusste er genau was du fühlst aber im letzten Artikel hast du immer wieder betont nicht mit ihm darüber gesprochen zu haben. Nur verpackte Hinweise im Subtext, die vielleicht ignoriert hat, vielleicht aber auch nicht verstanden hat. Auch das Argument, das er hätte wissen sollen, dass alle Frauen sich automatisch irgendwann verlieben halte ich für fragwürdig. Warum kannst du, basierend auf ein paar Anekdoten und Erzählungen, diese Diagnose für alle Frauen der Welt stellen und erwarten, dass er auch zu dieser Schlussfolgerung gekommen seien muss. Natürlich hätte er deutlich artikulieren können, dass er nichts Festes will aber warum befreit dich das davon zu sagen was du willst. Du willst ihn nicht bekochen? Lass es! Du willst nicht ständig bezahlen? Dann mach es nicht! Du willst eine feste Beziehung mit ihm? Sag ihm das! Selbstverständlich zwingt ihn das nicht deine Wünsche zu berücksichtigen, sowie du nicht verpflichtet bist seine Wünsche zu berücksichtigen. Es geht alles darum wieviel du und er gewillt sind ihre jeweiligen Vorstellungen aufzugeben und Kompromisse zu machen. Wenn du nicht in einer offenen Beziehung leben willst und die Kompromissbereitschaft dort bei dir aufhört und er nicht von seinem Wunsch einer offenen Beziehung abweichen will, dann passt ihr einfach nicht zusammen. Das macht ihn nicht und dich nicht zum Arschloch. Er hätte auch offen mit dir sein sollen, so wie du es mit ihm hättest sein sollen. Ich will ihn nicht verteidigen, ich finde nur, dass dieser Artikel die Schuld zu eindeutig auf einer Seite gezeigt wurde. Aber manchmal ist es schwer objektiv zu sein.

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