Studentencampus

Sexuelle Verantwortung – mehr als mit oder ohne Kondom

Ein Schild mit der Aufschrift "Talk dirty to me" zum Thema Verantwortung in sexueller Hinsicht
Geschrieben von itswaypastmybedtime

Was ist eigentlich sexuelle Verantwortung?

In unserer ach so sexuell revolutionierten und dadurch befreiten Gesellschaft ist über Sex zu sprechen schon längst kein Skandal mehr. Hin und wieder habe ich eher umgekehrt das Gefühl. Dass wenn jemand so gar nicht über seine intimen zwischenmenschlichen Begegnungen/Abenteuer/Beziehungen spricht, er oder sie fast schon schief angeschaut wird. Ohne Witz, man wird heute unter den Twentysomethings ganz schnell als prüde abgestempelt.

Verantwortung

Aber darum geht es in diesem Artikel eigentlich auch gar nicht. Worum es nämlich geht ist das kleine aber feine Wörtchen Verantwortung, das an sich schon recht unsexy ist, in dem speziellen Kontext aber sogar zum regelrechten Abturner werden kann. Gerade deswegen finde ich ist es wichtig darüber zu schreiben. Sprechen tut ihr dann hoffentlich selbst (mit euch selbst oder auch anderen) darüber.

Ich wurde mit 18 Jahren sexuell aktiv und war damit unter meinen Freundinnen und Altersgenossen schon so etwas wie ein Spätzünder. War mir aber egal, weil ich immer schon recht selbstbewusst war und mich zuvor einfach noch nicht bereit dazu gefühlt hatte. An dieser Stelle will ich euch, unter zweifelhaften Druck stehenden Teens da draußen, Mut machen auch zu warten, bis es wirklich für euch passt und nicht nur mit jemandem zu „schnackseln“ (wie wir in Österreich sagen), weils halt alle tun.

Das erste Mal Verhütung

Aber auch das ist ein anderes Thema. Als ich meinen Führerschein hatte, Dokumente selbst unterschreiben durfte und man mich an der Supermarktkasse nicht mehr nach meinem Ausweis fragte, wenn ich Alkohol kaufen wollte, kam ich mir persönlich reif genug vor „es zu tun“. Mit meinem Freund besprach ich die verschiedenen Optionen der Verhütung und entschied mich dann nach Rücksprache mit meinem Frauenarzt für eine Spirale.

Diese ist zwar bei der „Anschaffung“ recht teuer und die Einsetzung in meinem Fall auch ziemlich schmerzvoll, aber mein Freund und ich teilten uns die Kosten (rückblickend finde ich das ziemlich reif für zwei 18 Jährige) und die Schmerzen waren bald vergessen. Nun konnte also für die Dauer von fünf Jahren miteinander geschlafen werden, ohne nach Kondomen zu fummeln, sich kleine (sehr starke) Pillen einwerfen zu müssen oder regelmäßig wegen irgendetwas anderem in Panik zu verfallen.

Zum damaligen Zeitpunkt dachte ich, dass das alles an sexueller Verantwortung war, die ich hatte und war sehr zufrieden mit mir, das alles so „erwachsen“ gehandhabt zu haben. Ich war mir sicher, dass ich keine Kinder wollte, zumindest nicht in den nächsten fünf Jahren, vielleicht auch nie und da ich ja verhütete, machte ich mir darüber keine Gedanken. In Wahrheit aber bleibt bei jeder Art von Verhütung für uns Frauen letztlich ein Restrisiko, von sexueller Aktivität schwanger zu werden.

Ein Denkanstoß

Und auch wenn wir uns immer einreden „Ah, ich bin doch nicht das eine Prozent dieser Statistik!“, so ist es eben doch mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit möglich, dass du es bist. Das wirklich verantwortungsvolle wäre es also, sich nicht nur darüber Gedanken zu machen, wie effektiv ich Kinder verhindern kann, sondern sich auch zumindest einmal damit auseinander zu setzten, was denn passiert, solltest du trotzdem schwanger werden. Im Allgemeinen hilft mir alleine das Bewusstsein, dass ich potenziell mit meinem Gegenüber ein Kind zeugen könnte schon bei der Auswahl, ob und mit wem ich mit nach Hause gehe.

Klar rufen jetzt die Ersten vielleicht: „Na und? Dann lass ich eben einfach abtreiben!“ aber ganz ehrlich: nichts an dieser Entscheidung ist oder sollte ‚einfach‘ sein. Das soll jetzt in keine Diskussion über Frauenrechte, Lebensrechte oder sonst irgendwelche Rechte ausarten, denn dafür bin ich nicht die richtige Person und dafür reicht dieser Artikel hier auch nicht aus. Das Einzige was das hier sein soll ist ein Denkanstoß; über die sexuelle Verantwortung die jeder von uns hat.

Mein Körper, meine Entscheidung

Ich persönlich bin eine starke Verfechterin dafür, dass jeder über seinen Körper verfügen soll, wie er oder sie will und für richtig hält. Aber mit genau dieser Freiheit geht eben auch eine Verantwortung einher. Eine Verantwortung, die wir mit einer gewissen Pflicht wahrnehmen müssen. Es ist wichtig, dass du dir in einem klaren Moment, über einen Zeitraum hinweg, alle Informationen holst, die du benötigst, um auch wirklich zu einer Entscheidung zu kommen. Wie auch immer diese dann ausfallen mag. Sexuelle Verantwortung beginnt eben schon vor dem Geschlechtsverkehr, hört damit aber noch nicht auf.

Ich für mich habe entschieden, dass, sollte ich zu irgendeinem Zeitpunkt mehr oder minder ungewollt schwanger werden, ich nicht abtreiben werde. Warum? Weil ich weiß, dass ich, wenn ich mich dazu entscheide sexuell mit jemandem aktiv zu sein, es im Rahmen des Möglichen liegt, dabei Leben zu erzeugen. Für mich beginnt menschliches Leben nämlich schon im Mutterleib, auch wenn es da noch nicht alleine lebensfähig wäre (sind Babys wenn sie auf die Welt kommen übrigens auch nicht) und ich zeichne mich dafür verantwortlich.

Es geht ab dem Zeitpunkt nämlich nicht nur mehr um mich. Finde ich zumindest. Ganz offen sage ich euch, dass ich den hypothetischen Erdenbürger mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit zur Adoption frei geben würde, weil ich mich zum jetzigen Zeitpunkt einfach nicht in der Lage finden würde, Mutter sein zu können oder zu wollen. Einige religiöse Strömungen plädieren in diesen Fällen dann, am besten überhaupt keinen Sex zu haben und wenn man sich ein bisschen näher damit beschäftigt, ist vielleicht auch nicht alles was sie sagen kompletter Bullshit.  Für alle übrigen unter uns für die das keine Option ist, stellt sich diese (extended-Version) der sexuellen Verantwortung aber.

Nehmt eure sexuelle Verantwortung wahr

Es hat mich überrascht wie viele Leute in meinem Freundes-und Bekanntenkreis sich keine Gedanken zu diesem Thema machen, obwohl es in all ihren Leben eigentlich eine Rolle spielt. Ich frage mich wie es ein kann, dass intelligente, gut (aus)gebildete und toughe junge Menschen um dieses Thema und um diese Verantwortung so einen großen Bogen machen. Warum wollen wir uns nicht damit beschäftigen? Ist es unangenehm? Verdrängen wir es lieber? Was haben wir davon?

Ich plädiere jedenfalls dafür, seine sexuelle Verantwortung im Ganzen wahr zu nehmen (und das gilt genauso für euch Herren der Schöpfung) und auch ruhig darüber mit euren wie-auch-immer-Partnern zu sprechen. Mir ist es lieber ich führe solche klärenden Grundsatzgespräche noch bevor irgendetwas in die aktive Richtung passiert und bis jetzt kann ich euch versichern, ist deswegen noch niemand von meiner Bettkante gesprungen, im Gegenteil! Lasst uns Verantwortung sexy machen! Und wie würde das wohl besser gehen als im Eva- oder Adam-Kostüm? 😉

Bild: paulabaker

Über den Autor/die Autorin

itswaypastmybedtime

Ich bin eine kleine, über Berge hüpfende und dabei Edelweiß-Lieder singende (naaaa wer erkennt die Sound of Music reference?) Student-in des Alpenlandes die sich irgendwann mal hier her verirrt hat und jetzt wie Alice Gefallen am Wunderland gefunden hat. Ich schreibe über alles und nichts. Dinge die mir so passieren, Gedanken die ich in Worte fassen will oder die ein oder andere große Weisheit die ich in meinem jungen Leben schon kapiert hab und großzügig mit euch übrigen unwissenden und herumdümpelnden Mit-20ern teile ;-)

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