Studentenspaß

Was sagt mein Facebook-Profilbild über mich aus?

Was sagt dein Facebook-Profilbild über dich aus?
Geschrieben von Jann Wattjes

Wir alle kennen das. Der Tag lief ok, man wurde einmal weniger als durchschnittlich von seinem Chef Versager genannt, ist im Bus nur zweimal unangebracht angefasst worden und im Swingerclub gab es heute sogar Schnittchen und Limonade. Jetzt zum Ausklang noch ’ne schöne Runde Facebook. Doch da ist etwas an dieser Sozialsimulation, das entscheidend anders ist als in der Realität. Und das sind – wie die wörtlich Übersetzung vorweg nimmt – die anklickbaren Aufnahmen von Fressen, die man gemeinhin als Profilbild bezeichnet. Diese sind zwar nicht immer repräsentativ für das reelle Aussehen der gerade gestalkten Person, folgen aber diversen Schemata und sagen umso mehr aus. Eine (wie immer total wissenschaftliche) Analyse:

Die Facebook-Stil-Nikone.

Du besitzt eine überteuerte Kamera. Das macht dich offenbar sehr glücklich. Denn dein debiles Grinsen – wie es in der Natur bei euch alternativen Miesepetras eigentlich nie aufträte – strahlt in mehreren, sepia-gefilterten Versionen mit immer anderen Helligkeiten und Kontrasten sogar über Facebook hinaus zu Instagram und FlickR (falls es das noch gibt).

Der Schnipsel in der Ecke.

Egal ob du für oder gegen mehr Atomkraft, den FC Bayern, Tiermissbrauch oder Schwule bist. Es definiert dein gesamtes Leben und weil du auch nicht besonders spektakulär aussiehst, jetzt auch dein Profilbilder-Album, in welchem du beim immer gleichen Bild nur Filter oder Wappen wechselst .

Der Guck-mal-da-war-ich.

Du hast mal einen Tag/eine Woche/einen Monat an einem anderen Ort verbracht, den du unwesentlich schöner fandest als den Wohnort deines zentralen Facebookfreundeskreises, jedoch noch so viel schöner, dass alle wissen müssen, dass du da gewesen bist und nach „Fernweh Zitate schlau“ googlen kannst.

Der Notfallwinkel.

Alle deine Profilbilder sind aus ein- und derselben Perspektive fotografiert. Du hast ein furchtbares Geheimnis. Furchtbarer als dein angeketterter, mutierter Bruder auf dem Dachboden, den du lediglich mit Hundenahrung füttern darfst oder dass du die Banane mit der du in Wirklichkeit dein erstes Mal hattest noch immer aufbewahrst. Nein nein. Da ist etwas viel ekelerregenderes… in deinem Gesicht. 113 Profilbilder und ALLE sind Eigenfotografien die genau EINEN Punkt deines Gesichtes verbergen. Jeder weiß, dass du ein/e/n Warze/ schiefe Nase/ haarige Riesenwarze/ Doppelkinn/ Hodensackkinn/ parasitären Zwilling hast. Aber es ist zu einem gewissen Grad schön, dich und deine Facebookfreunde von einer besseren Welt, in der du etwas weniger abschreckend bist, träumen zu lassen.

Der Snapchat-Rahmen.

Du bist wegen deines Rechtspropaganda teilenden Onkels schon längst vor Facebook geflohen. Deshalb möchtest du mit dem unterdesignten Gespenst um dein verzogenes Gesicht mit lustigen Hundeohren sagen, was so langsam jeder merken sollte: Facebook ist tot. (Und Snapchat ist scheiße. Aber deine Ansprüche haben sich halt auch irgendwo zwischen dem Flower Crown- und Puppy-Filter aufgehängt.)

Das Auslandsjahr.

Auf diesem Bild bist du verheerend besoffen. Aber das ist dir egal, denn es zeigt ja auch deine neuen besten Freunde. Die du niemals wiedersehen wirst. Von denen du aber trotzdem pausenlos redest. Meistens zu 50% in der Landessprache, nicht nur weil du jetzt auch „in dieser Sprache denkst! Crazy but whatever!“, sondern auch, weil es hier so wesentlich „kulturloser“ ist als da.

Der Profilbildlose.

Du bist hässlich.

Das RIESENGESICHTSCLOSE-UP.

OAH SHIT! Jeder handelsübliche Narzisst sieht hier eigentlich, was er gar nicht sehen wollte. Du hältst dich aus unerfindlichen Gründen für richtig richtig hübsch. So hübsch, dass du dir leider den Gang zum örtlichen Photoshop gespart hast. Aber man wird das Bild schließlich nicht geliked haben, weil man dich mag…

Der Immerhin-noch-Sportler.

Das Leben hat dir volles Leder ins Müsli gekackt. Du bist weder schön, klug, witzig noch erfolgreich. Aber, und das ist dir ja sowieso mal viel wichtiger: du bist sportlich. Sportlicher als der Durchschnitt dieser turnbeutelvergessenden Informationsgesellschaft. Da liegt es nahe, dass auch dein Profilbild dich beim Fußball, Tanzen, Reiten, Tischtennis oder Polo-Curling zeigt. Vorwärts Galaxy Niederntudorf!

Der tiefsinnige Schwarz-Weiß Blick ins Leere.

Wow, das ist ein echt langes Oscar Wilde Zitat. Irgendwas muss dich jedoch während des Fotoshoots verdammt irritiert und abgelenkt haben. Denn du schaust quasi überall hin, nur um Gottes Willen nicht in die Kamera. Und deinem Gesichtsausdruck zufolge ist das alles andere als eine erfreuliche Ablenkung.

Der Anzug.

Du hast einmal in deinem Leben einen Anzug getragen. In deinem Job als Robbenschlächter ist das jetzt auch eher seltener. Umso cooler werden Leute dein fünf Jahre altes Profilbild finden! Haha, yeah, du bist legen – warte drauf. Oder nein, es kommt doch jetzt schon, weil es überhaupt nichts Interessantes über dich zu sagen gibt – DÄR!

Der Megagesellige.

Auf deinen Bildern bist du nie allein. Weil du Freunde hast. MEHRERE sogar! Echt jetzt. Man soll dir glauben, deshalb wird vor jeder noch so dämlichen Scheunenfete ein Gruppenbild gemacht. Du bist soooo awesome und wenn deine Eltern dich nochmal damit aufziehen, dass du keine Freunde hättest und den ganzen Tag vor Facebook hocken würdest, hast du jetzt 317 Bilder, die was anderes sagen. Suck on that!

Der Ich-habe-ein-Haustier.

Diesen etwas fragwürdigen Liebesbeweis haben schon diverse hohe peta2-Mitglieder zu melden versucht. Du präsentiert deine/n Hund/ Katze/ Amphibie/ Bisamratte/ Chinesen/ Kanarienvogel wie die Champions League Trophäe, an dich herangequetscht wie eine nicht einziehen wollende Hautcreme.

Das Über-Wir.

Die Zeiten, in denen ihr als Einzelpersonen existent wart, sind passé. Er weiß schon lange nicht mehr in welcher Liga sein Lieblingsverein spielt und sie müsste dreimal raten mit wem Ryan Gosling derzeit liiert ist. Und da dringende Statusmeldungen wie „Ikea!“, „Kino <3“, „chilligen machen“ oder „heute mal anal :)“ einem nur noch samt Zusatz „mit Schatz“ widerfahren, gilt selbstverständlich auch das ungeschriebene Recht nur noch zusammen auf Bildern zu sehen sein zu dürfen. Aber wer macht während der Arbeit oder des Stuhlgangs auch schon Profilbilder?

Das Smartphone im Spiegel des Gästeklos mit runtergezogenem Dekolleté bzw. hochgezogenen Ärmeln.
Raus aus meinem Internet.

Über den Autor/die Autorin

Jann Wattjes

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