Studentenbeiträge

Weil ich ein Mädchen bin

Der Dutt von einem blonden Mädchen.
Geschrieben von itswaypastmybedtime

Was kommt jetzt?

Fragen sich bestimmt viele, die auf diesen ominös betitelten Artikel geklickt haben und diese Entscheidung vielleicht auch schon wieder bereuen. Ich möchte aufklären worum es in folgenden Absätzen gehen wird: Es geht um Dinge, die ich so tue und die mir passieren, weil ich ein Mädchen bin.

Zu oft beklagen wir uns über Ungerechtigkeiten, Frauenquoten, falschen und richtig verstandenen Feminismus, Gender-Identity Krisen und geschlechtsneutrale Begrifflichkeiten, die das wissenschaftliche oder öffentliche Texte schreiben zum reinsten –Innen Albtraum macht. Und auch wenn all das wichtig und in einem gewissen Maße richtig sein mag, würde ich heute einfach mal gerne von den Dingen erzählen, die mir so passieren, weil ich ein Mädchen bin. Unabhängig von diesen Diskussionen und Streitereien an den Geschlechter-Fronten.

An dieser Stelle möchte ich gleich den ersten Hatern den Wind aus ihren ohnehin schon aufgeblasenen Segeln nehmen und sagen, dass wir es nicht ganz ohne Klischees durch diesen Artikel schaffen werden und sich natürlich nicht jedes Twentysomething-Mädchen mit den von mir genannten Aspekten des Frauseins identifizieren muss. Das hier ist mein Artikel, über mein Dasein und Mädchensein, in meiner Welt. Natürlich wird es auch sehr speziell sein, ein Mann zu sein. Oder als was auch immer man sich selbst versteht. Vorausgesetzt man tut das überhaupt. Aber davon verstehe ich nichts, weil ich nun mal ein Mädchen bin und deswegen lieber darüber schreibe.

Weil ich ein Mädchen bin…

besitze ich mehrere Handtaschen in denen ich meist stundenlang kramen muss, bis ich etwas finde und in der sich in keiner einzigen ein Tampon zu befinden scheint, wenn ich es notfalls mäßig brauchen würde. Dieser Umstand ist vielleicht auch die Antwort auf die rätselhafte Frage, warum das weibliche Geschlecht meist vermehrt die Toiletten-Anlagen aufsucht: In der Hoffnung, dass irgendeine vielleicht doch ‚ausgerüstet‘ ist und aushelfen kann. Wenn nicht gerade in der Blut-Saison des Monats dann vielleicht mit Puder und Abdeckstift oder dergleichen.

und gerade weil ich blute (auch so eine Mädchen-Sache) und weiß wie furchtbar scheiße das in all seinen Ausformungen sein kann, nehme ich die „Verlassen Sie das WC bitte so wie Sie es gerne vorfinden würden.“-Klebezetteln auf den Innenseiten der diversen Damen-Klotüren auch sehr wörtlich und lege schon mal ein frisches Tampon auf die Toilettenrolle, wenn ich eines dabei habe. So würde ich nämlich gerne jedes Klo vorfinden. Ob bei mir gerade die rote Tante zu Besuch ist oder nicht, irgendjemand hat bestimmt gerade ungeliebten Verwandtenbesuch. 😉

stehe ich meistens vor meinem Kleiderschrank und blicke in gut gefüllte Leere. Ich weiß nicht woran genau es liegt, dass ich zwar nie Platz für neue Klamotten zu haben scheine, trotzdem aber nichts zum Anziehen finde. An dem schrecklich gnadenlosen Licht in H&M oder Zara-Umkleidekabinen kann es jedenfalls nicht gelegen haben, dass sich die rote Bluse mit dem Netzteil für das ich absolut gar keine Verwendung zu haben scheine neben dem Top wiederfindet, das ich mir damals für ein Date gekauft habe, das mehr als enttäuschend war und ich diese Gefühle nun wohl unterbewusst auf das Top projiziere.

stehen in meinem Bad unzählige kleine Tuben und Dosen mit Cremes und Haarprodukten herum, von denen ich zwar alle gekauft und aufgerissen habe, die wenigsten davon aber bis zum Ende aufbrauche. Nach 3 Wochen Gliss Kur und Origins möchte ich dann nach etwas anderem riechen und duften und ziehe weiter, komme aber trotzdem immer mal wieder zurück. Deswegen häufen sich dann auch die großen und kleinen Fläschchen und Behälter in meinem Badezimmerkasten und ich muss die Türe vorsichtig öffnen, damit auf meinem Grabstein nicht eines Tages geschrieben steht: Viel zu früh von SYOSS-Monsterflasche aus dem Leben gerissen, aber mit seidig glänzendem Haar begraben worden.

hat mir die Gesellschaft erfolgreich eingeredet, dass jegliche Haare Kopfhaaransatz abwärts böse, böse und vollkommen unnatürlich sind. Was sie nicht sind, verdammt nochmal! Aber trotzdem bin ich gegen mein besseres Verständnis von gesellschaftlichen Konstrukten und Zwängen, Opfer der westlichen Körperbehaarungsphobie. Und so kommt es, dass ich in seltsamsten Verrenkungen unter der Dusche, versuche stoppelige kleine Borsten von meinen Beinen, Armen, Achseln, Liebespfaden und anderen, unbenannt bleibenden, Stellen an meinem Körper, zu eliminieren und sich dieses Schauspiel und akrobatische Leistung mehrmals wöchentlich wiederholt.

klopfe ich mir manchmal auf die Schulter, oder verdrehe auch die Augen, wenn ich die Straße lang laufe und ein Typ den anderen Typ anstößt und subtil mit seinem Kopf in meine Richtung nickt. So nach dem Motto: „Hast du die da gesehen?“
Ich find’s aber auch ganz schön sie dann anzulächeln und von ihnen ein schüchternes Grinsen zurück zu bekommen. Dass mir danach mal einer tatsächlich hinterher gelaufen ist, kam bis jetzt nur ein Mal vor. War aber schön. Könnt ihr öfter machen Jungs. 😛

ist das Erste was ich mache, wenn ich nach einem langen Tag heimkomme, mir die Hose in die ich meist hineingehüpft und gewackelt, anstatt ‚gestiegen‘, bin vom Leib zu reißen und dasselbe unmittelbar danach mit meinem BH zu tun. BHs! Ich hasse BHs! Klar sind sie eine Stütze und für Frauen mit ein bisschen mehr Oberweite als A oder B auch nicht optional wegzulassen, aber ganz ehrlich: runter mit dem Ding und Freiheit den Dingern, sobald man daheim die Haustür ins Schloss geschmissen hat!

Eigentlich bin ich ganz gern ein Mädchen. Und wie sieht’s mit dir aus? 😉

Bild: pexels

Über den Autor/die Autorin

itswaypastmybedtime

Ich bin eine kleine, über Berge hüpfende und dabei Edelweiß-Lieder singende (naaaa wer erkennt die Sound of Music reference?) Student-in des Alpenlandes die sich irgendwann mal hier her verirrt hat und jetzt wie Alice Gefallen am Wunderland gefunden hat. Ich schreibe über alles und nichts. Dinge die mir so passieren, Gedanken die ich in Worte fassen will oder die ein oder andere große Weisheit die ich in meinem jungen Leben schon kapiert hab und großzügig mit euch übrigen unwissenden und herumdümpelnden Mit-20ern teile ;-)

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