Studentenbeiträge

Schwanger im Studium – Kotzen vor Glückseligkeit

Frau, die schwanger ist, steht vor einem Fenster
Geschrieben von itswaypastmybedtime

Du hängst über der Kloschüssel in deiner WG und kotzt dir die Seele aus dem Leib. Zumindest fühlt es sich so an. Es ist schon das dritte Mal in dieser Woche, dass du auf den kalten Fließen in eurem eierschalengelben Bad kniest und dich ganz fürchterlich erbrichst. In einem Moment absurder Verzweiflung, als sich alles in dir bereit macht, erneut Magensaft aus dir zu melken, setzt sich der hoffnungslos verzweifelte Gedanke fest, dass du ja vielleicht auch neben deiner Seele das andere Ding in dir auskotzen würdest.

Aber das ist natürlich verrückt

Das Ding in dir kommt nämlich genauso aus dir raus wie es auch in dich rein kam. Durch eine andere Öffnung, die es auf seinem Weg nach draußen ordentlich weiten, dehnen und vermutlich auch einreißen und zerfetzen wird. Das kleine Monster. Am Boden hievend presst du bei der Vorstellung deine Beine zusammen. Das hättest du mal besser früher getan, schießt es dir durch den Kopf und du beugst dich gleich nochmal über die Schüssel.

Du bist schwanger

Wie das passiert ist muss man den meisten von euch Twentysomethings wohl nicht sagen und den Info/Physik/Science-Nerds erklärts vielleicht auch noch wer in den kommenden Jahren. Oder auch nicht. Aber irgendwann kommt wohl jeder Mal zum Schuss.

Der Schuss

Daran kannst du dich noch ganz genau erinnern. Es war leidenschaftlich, wild und gut. So. Gut. Eure Körper glichen einem Gordischen Knoten, vollkommen vereint und untrennbar miteinander verwoben. Zumindest für den Augenblick. Zumindest für den Moment hormonberauschter Glückseligkeit, der alles verändern sollte und dessen Höhepunkt sich für ihn in einem Schuss entlädt. Aber es war kein Schuss in dein Herz, der dich traf als ihr da in seinem Bett an euren Körpern saugt und klammert, sondern es war ein Schuss in deine Vagina.

Du saßt auf ihm, spürtest ihn in dir und es war dir egal, dass er kein Gummi anhatte, denn es war einer jener verhängnisvollen Momente, in denen man nicht an morgen denkt, oder auch nicht an die Momente danach. Oder überhaupt. Dein Hirn war ausgeschaltet während alles in dir angeschaltet war und du wolltest das, du wolltest den Höhepunkt, wolltest, dass er nach Luft ringt und „Fuck“ oder sonst irgendwas ruft wenn ihr kommt und es seine Festplatte aushängt. Du wolltest mit ihm schreien, so laut als wärst du angeschossen worden. Auf die gute Art.

Hätte, hätte Fahrradkette

Hätte er dich mal besser ins Herz getroffen und nicht in deine Libido und hättest du mal besser nicht das dritte Glas Rotwein getrunken und hätte er mal besser nicht angefangen dich auszuziehen und hättest du mal besser am Tag danach vor der Notapotheke nicht vor der Tür umgedreht, weil es dir peinlich war mit leiser Stimme zu sagen, dass du bitte die Pille danach brauchst, weil du davor so beschäftigt damit warst deine Lust zu befriedigen, dass es dir egal war, ob das Konsequenzen mit sich zieht. Hättest du mal. Hättet ihr mal. Habt ihr aber nicht. Dafür aber jetzt Konsequenzen. Reichlich.

Der Arzt, den du aufsuchst als deine Regel ausbleibt, sagt nicht herzlichen Glückwunsch als er die Konsequenz, die nun in dir heranwächst am Bildschirm entdeckt, weil vollkommen klar ist, wie du da so mit nackt gespreizten Beinen entblößt vor ihm sitzt, dass das weder ein Wunsch noch ein Glück für dich ist. Gott verdammt, du bist schwanger. Du fühlst dich verwundet. Angeschossen und getroffen. Da ist er einmal in etwas erfolgreich und dann muss es gleich sowas sein. Wieso? Sonst bekommt er doch auch nie was auf die Reihe?! Der Scharfschütze. Irgendwie ist ein Teil von dir immer noch überrascht, dass auch noch etwas anderes als heiße Luft aus ihm rauskommen kann. Du bist gemein zu ihm, du weißt das, aber das hier ist eine Ausnahmesituation und auch wenn es keine Ausnahme ist, dass du gemein bist, so ist das andere doch ein Ausnahme.

Und was für eine

„Ja Frau K, was machen wir denn jetzt?“, fragt dich dein Arzt und schaut dich erwartungsvoll an, wie du da so erwartungs(un)froh vor ihm sitzt. Du hast das Gefühl schon zu viel bzw. viel zu wenig gemacht zu haben, in dem Moment, in dem du es gemacht hast…du…machst dir im Moment gar nichts außer Sorgen. Aber der Arzt, in dessen Behandlungsraum lauter Bilder von seinen und anderer Leute Babys, die fröhlich fett aus ihrem Babyspeck grinsen, der sich zweifelsohne nur an Mamas Hüften dauerhaft festsetzen wird, hängen, hat mit seiner Frage natürlich vollkommen recht. Was machst du jetzt?

Bild: pexels

Über den Autor/die Autorin

itswaypastmybedtime

Ich bin eine kleine, über Berge hüpfende und dabei Edelweiß-Lieder singende (naaaa wer erkennt die Sound of Music reference?) Student-in des Alpenlandes die sich irgendwann mal hier her verirrt hat und jetzt wie Alice Gefallen am Wunderland gefunden hat. Ich schreibe über alles und nichts. Dinge die mir so passieren, Gedanken die ich in Worte fassen will oder die ein oder andere große Weisheit die ich in meinem jungen Leben schon kapiert hab und großzügig mit euch übrigen unwissenden und herumdümpelnden Mit-20ern teile ;-)

1 Kommentar

  • Liebe Unbekannte!Puh, ich weiß nicht was ich sagen soll. Momentan fallen mir nur abgedroschene Floskeln ein wie „Du schaffst das schon!“ und „In ein paar Jahren kannst du dir dein Leben ohne dein Kind nicht mehr vorstellen!“, aber ich glaube das hilft dir nicht weiter… Vielleicht versuche ich es mal mit meiner Geschichte:Ich habe während meines Studiums zwei Kinder bekommen. Zwar geplant, aber das „Ergebnis“ ist das selbe. Sie sind mittlerweile 2,5 und 1 Jahr alt. Und das große Kind schreit gerade durch’s Babyphon „Mamaaaaa, wo bist duuuu?“, während ich diesen Text hier schreibe. Was ich damit sagen möchte:Kinder sind anstrengend, sie ruinieren deine Figur und machen dich durch den andauernden Schlafmangel zum wandelnden Zombie. Aber sie geben dir so viel zurück!So viel bedingunslose Liebe. Durch sie habe ich gelernt die Welt mit ganz neuen Augen zu sehen. Und was dein Studium betrifft: Auch als Mama ist es nicht unnmöglich sein Studium zu beenden. Ja, es ist sch***** anstrengend, aber es ist machbar. Ich studiere Medizin und starte morgen ins letzte Jahr meines Studiums. Ich wünsche dir alles Gute und dass du die für dich richtige Entscheidung triffst!

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