Studentenbeiträge

Nieder mit dem Klischee: Männer weinen nicht

Was Männer von Frauen lernen können: TED Talk von Justin Baldoni zum Thema Why I'm done trying to be man enough
Geschrieben von Joey

Es gibt da ein Klischee, dem ich in letzter Zeit öfter begegne und das sich schon seit Ewigkeiten hält: Männer dürfen nicht weinen. Männer müssen die Starken sein. Die Schulter zum Anlehnen, die Problemlöser, die Alphas. Mit anderen Worten:

Männer dürfen nicht sensibel sein

Sie dürfen ihre Gefühle nicht frei äußern, weil sie sonst Gefahr laufen, als schwach wahrgenommen zu werden. Das äußert sich im bekannten Adonis-Komplex sogar körperlich. Dünne Männer haben Minderwertigkeitskomplexe, rennen reihenweise ins Fitnessstudio zum Pumpen, damit sie nicht mehr sofort als „die Schwachen“ unter ihnen zu erkennen sind. Das Männerbild verwandelt sich zusehends immer mehr in ein einziges, riesengroßes Klischee.

Das Problem bei der ganzen Sache ist, dass Männer aber dummerweise genau dieselben Gefühle haben wie Frauen. Es ist auch irgendwie unverständlich, wie irgendjemand davon ausgehen könnte, dass dem nicht so sei. Wir alle sind Menschen, wir alle haben starke Emotionen. Frauen lernen allerdings viel früher, über ihre Gefühle zu reden. Sie werden auch nicht zurechtgewiesen oder von gleichaltrigen fertig gemacht, wenn sie sie einmal raus lassen. Bei Männern ist das leider fast immer der Fall.

Jungs weinen nicht!

„Reiß dich doch mal zusammen!“ „Steh deinen Mann!“ „Sei keine Pussy!“ „Was bist du? Mann oder Maus?“ Es sind solche Sätze kombiniert mit einem merkwürdig ausgebauten Männerbild in der Werbung, in Filmen oder anderen Medien, die den Männern regelrecht eintrichtern, dass es für sie nicht in Ordnung ist, offen mit ihren Gefühlen umzugehen. Oft schafft Mann es erst, bei einer Frau, die er liebt die Hüllen fallen zu lassen. Und selbst das ist wahrscheinlich eher die Ausnahme. Um Männer darauf hinzuweisen, dass es absolut in Ordnung ist, sensibel zu sein und das auch zu zeigen; und um daran zu appellieren, was Männer in puncto Sensibilität und Umgang mit Gefühlen von Frauen lernen können, hat Justin Baldoni einen mitreißenden Vortrag im Rahmen von TED gehalten.

Er ist Schauspieler und wird, seit er denken kann, in die typischen Hollywood-Männerrollen gequetscht. Dabei ist er eigentlich weder ein Macho noch unsensibel. Im Gegenteil: mittlerweile steht er zu seinen Gefühlen. Doch auch er ist mit dem Ideal aufgewachsen, immer Stark sein zu müssen, obwohl er es, als einer der wenigen, nicht von Zuhause vermittelt bekommen hat. Bei ihm hat der Einfluss seines Umfeldes ausgereicht, um ihm das Klischee Mann als erstrebenswerten Charakter aufzudrücken. Aber seht selbst:

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via TED

Über den Autor/die Autorin

Joey

Das Leben ist kein Wunschponyschlecken. :)

6 Kommentare

  • Ein guter Beitrag, bis zu dem Punkt, wo er völlig aus dem Zusammenhang gegriffen eine 180° Wende macht und anfängt, über Frauenprobleme zu reden und wie ach so schwer die es doch haben. Ich dachte, es stünde zur Abwechslung mal der Mann im Fokus, aber das sollte wohl nur als (zusammenhangsloser?) Aufhänger dienen. Schade.

  • also erstens weiß ich nicht, welchen Text du gelesen hast, aber sicherlich nicht den, der hier steht. Es wird nirgends darüber geredet, wie „ach so schwer“ es Frauen haben – das genaue Gegenteil ist der Fall. Frauen sind in diesem Punkt im Vorteil, weil sie nicht mit den Klischees zu kämpfen haben, dass sie als Weicheier bezeichnet werden, wenn sie Gefühle zeigen. Die Männer haben es hier schwer.
    Zweitens: Solltest du dir die mitreißende Rede von Baldoni BIS ZUM ENDE angehört haben, wirst du feststellen, dass er selbst der Auffassung ist, dass Männer in Puncto Gefühle zeigen, etwas von den Frauen in ihrer Umgebung lernen sollten und gerade ihnen gegenüber ihre Gefühle zeigen können und sollen. Das macht er nicht nur anhand seiner eigenen Frau, sondern auch an einem anderen Beispiel klar.

  • Erstens: warum nicht?
    Zweitens: hast du irgendwo schon einmal einen Mann darüber schreiben sehen?
    Drittens: Irgendwer muss es ja mal tun.
    Viertens: Ob du es glaubst oder nicht: manchen Frauen bricht es das Herz, wenn sie sehen, dass der Mann an ihrer Seite nicht in der Lage ist, seine Gefühle zu äußern, weil er sein Leben lang vermittelt bekommen hat, dass das nicht in Ordnung sei, auch wenn er eigentlich sehr sensibel ist. Frauen können ja wohl für die Rechte von Männern einstehen und umgekehrt, wenn sie der Meinung sind, dass da was gehörig schief läuft, oder nicht?

  • Dann schau dir das Video eben nochmal an. In der Mitte wird auf einmal von sexueller Belästigung ausgehend von Männern gesprochen, dass Frauen immer noch weniger verdienen und Männer sich dagegen stark machen sollen. Das ist zwar alles schön und gut, aber was hat das mit der eigentlichen Message zu tun?

  • Naja, er sagt ja, dass sich die Männer anscheinend nicht für die gefühlvollen Themen zu interessieren scheinen, was er schade findet. Wenn er sich in der typischen Männerrolle auf seinen sozialen Kanälen zeigt, folgen ihm die Männer. Fängt allerdings an über die Liebe zu seiner Frau, Gender-Equality (!!) etc. zu reden, folgen ihm nur noch Frauen. Was er ebenso schade findet, weil das ja ein Stück weit auch zu dem Klischee gehört, dass der Mann der stärkere, besser verdienende ist, der die Familie ernähren muss.
    Die sexuelle Belästigung ist auch im Kontext des Männer-Klischees. Er sagt ja, dass Männer „stark“ genug sein sollen, um sich gegen dieses Macho-Gehabe auszusprechen, wenn sie es mitbekommen und stattdessen ihre sensible Seite zeigen sollen. Es geht dabei eben um die Gleichheit der Geschlechter. Und sich als Mann einzugestehen, dass diese Gleichheit nun mal besteht, ist seiner Meinung nach auch eine Stärke, die vom Klischee weg geht.

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