Studentenbeiträge

Humor in Vorträgen und Referaten

Studentin bei einem Vortrag vor der Tafel zum Thema Humor bei Referaten und Vorträgen
Geschrieben von Studiblog Staff

Humor als professionelles Stilelement.

Du kaufst dir teure Eintrittskarten, sitzt still auf deinem Platz, hörst aufmerksam einem fremden Menschen beim Erzählen zu und klatschst nach zwei Stunden Monolog begeistert Applaus. Und das beste ist, du weißt am Ausgang noch, worüber der Mensch auf der Bühne sprach, erinnerst dich an Details und unterhältst dich mit anderen Besuchern über das Gehörte.

Beim Kabarett funktioniert das.

Wann ist dir das das letzte Mal in einer Vorlesung passiert? Hast du am Ende einer Stunde schon jemals „Zugabe“ gerufen? Oder hast du schon mal ein Referat oder einen Vortrag gehalten, bei dem deine Zuhörer ähnlich konzentriert und begeistert bei der Sache waren?

Wenn ja: Alles super. Herzlichen Glückwunsch, du gehörst zu einer außergewöhnlichen Minderheit.

Wenn nein: Alles halb so wild. Lesen, Lernen, Lachen… Der folgende Artikel befasst sich damit, warum humorvoll Erzähltes besser im Gedächtnis bleibt und welche Stilmittel du problemlos in deine Referate/Vorträge einbauen kannst, ohne der geborene Komiker sein zu müssen, oder zum Klassenclown zu mutieren.

Um es frei nach Dieter Nuhr zu sagen: Der Artikel ist etwas völlig Neues. DENN ER MACHT SCHLAU. Man liest ja keinen ganzen Artikel, um an Ende immer noch blöd zu sein wie ein Sack Dinkelmehl. (Dieter Nuhr, Der ultimative Ratgeber für Alles)

Warum reden wir?

Klar, du hältst das Referat, weil du musst. Du musst diesen Mist vorbereiten, du musst eine gute Note bekommen, du musst das irgendwie hinter dich bringen um den benötigten Schein zu bekommen. Deine Kommilitonen und der Dozent müssen deinen Vortrag über sich ergehen lassen. Das ist so, weil es immer schon so war…

Stell dir mal vor, du würdest kein Referat halten, sondern deinen Freunden von einer tollen Neuigkeit erzählen. Von etwas, das du kürzlich gehört hast und das dich sofort begeistert und fasziniert hat. Du versuchst deine Freunde davon zu überzeugen, dass das Thema wirklich spannend ist, dass es sich lohnt, sich damit zu beschäftigen.

Und jetzt stell dir in beiden beschriebenen Fällen deine Körpersprache und Mimik, deine Wortwahl und Spontanität beim Vortrag, deine Überzeugungskraft,… vor.

Wer, denkst du, hört dir lieber zu? Deine Kommilitonen beim Referat oder deine Freunde bei deiner begeisterten Schilderung? Klar, oder? Und wer hindert dich daran, deinen Vortragsstil beim Referat neu zu überdenken?

Abgesehen von studentischen Pflichtaufgaben reden wir dann, wenn wir etwas mitteilen wollen. Wir reden so, dass wir verstanden werden. Wir versuchen, durch unser Reden Einfluss auf die Denkvorgänge, Haltung, Entscheidungen und/oder Handlungen unseres Gegenübers zu erreichen. Wir wollen überzeugen. Trau dich, entsprechend aufzutreten. Nur wer selbst brennt kann entflammen.

Warum wir Humor nutzen:

Genau das passiert, wenn das Publikum deinen Humor versteht. Die Aufmerksamkeitsspanne der Zuhörer wird immer kürzer, die Fähigkeit zur rein auditiven Aufnahme von Informationen verkümmert „Dank“ schnell geschnittener Filme und Videoclips immer mehr. Wir müssen und als Referent also etwas einfallen lassen, wenn wir unser Publikum bei Laune halten wollen.

Zu aller erst ist es ratsam, anschauliches Bildmaterial zu haben. Die Augen sind besser auf Aufmerksamkeit trainiert als die Ohren der Zuhörer. Wenn du die Ohren der Zuhörer erreichen willst, bringe sie zum Lachen. Gerade in Deutschland fühlt sich die Wissenschaft oft einer großen Ernsthaftigkeit verpflichtet. Dozenten und Studenten zelebrieren zumeist die sachliche Vortragsweise von Faktenansammlungen und gebündeltem Fachwissen. Aber wer kann dem folgen? Wer will da zuhören? Dass es auch anders geht, beweisen zum einen die Werke des Kommunikationswissenschaftlers Schulz von Thun durch ihre enorme Popularität. Er versteht es, komplexe Zusammenhänge aus dem Bereich der menschlichen Kommunikation durch Humor und Witz anschaulich und einprägsam darzustellen. Auch der Arzt und Kabarettist Dr. Eckard von Hirschhausen ist ein Beispiel dafür, wie komplexe Zusammenhänge, in diesem Fall medizinische und psychologische, auf humorvolle Art eingängig dargestellt werden können.

Ein Witz wirkt viel nachhaltiger als eine Ermahnung. Jeder erinnert sich gern an Augenblicke, in denen er lachen musste. Dadurch bleiben auch die Inhalte des Vortrags im Gedächtnis. Eine treffende Pointe ist besser als jeder erhobenen Zeigefinger. Belehrungen erzeugen Gegenwehr/Ablehnung. Ein humorvoll verpackter „Seitenhieb“ erntet bei inhaltlich selber Aussage oft zustimmende Schmunzler. Der Zuhörer erkennt sich im Gesagten wieder, fühlt sich vielleicht ertappt, jedoch nicht bloßgestellt oder herabgewürdigt.

Dabei heißt es immer, das richtige Gefühl zu beweisen. Nicht jedem ist die Gabe zur humorvollen Rede in die Wiege gelegt, nicht jeder kann auf Kommando witzig sein. Die gute Nachricht ist: Ein humorvoller Vortrag lässt sich vorbereiten und planen. Humor kannst du lernen. Scheue nicht den Mehraufwand bei der Vorbereitung: Jeder gut platzierte Witz wertet deinen Vortrag auf, verleiht dir Ausstrahlung und sorgt dafür, dass deine Botschaft den Zuhörern in Erinnerung bleibt. Aber nicht jede Art von Humor passt zu jedem Menschen.

Welcher Humor passt zu mir:

Humor und sein Erfolg leben von Glaubwürdigkeit, er muss also echt sein. Wer verkrampft ist oder sich verstellt wird nicht als authentisch wahrgenommen. Natürlich findet jeder Unterschiedliches Komisch oder witzig. Da braucht man sich nur mal die Bandbreite der Komiker und Kabarettisten im Fernsehen anzusehen. Wer der geschliffenen Sprache eines Peter Kuhn etwas abgewinnen kann oder gerne konzentriert mitdenkt, wenn Claus von Wagner und Max Uthoff die politische Landschaft umpflügen, wird sich mit Witzen die mit „Weißte, weißte, meine Freundin,…“ beginnen eher schwer tun. Wenn man weiß, was man selbst komisch findet, ist es viel einfacher die eigene Komik glaubwürdig zu gestalten, weil man ja bereits davon überzeugt ist, dass es witzig ist. Dabei ist es extrem wichtig, mit dem Humor nicht zu übertreiben. Der Anspruch muss immer bleiben, wissenschaftlich fundierte und gut recherchierte Inhalte zu vermitteln. Natürlich geht es nicht darum, ein Comedyprogramm auf die Beine zu stellen oder Programme bekannter Größen zu kopieren. Es geht um die Art und Weise, wie Inhalte dargestellt werden. Du musst für dich herausfinden, in welchem Metier du dich am sichersten fühlst. Besonders zu Beginn sollten nicht mehr als zwei bis drei Pointen in den Vortrag eingebaut werden, um langsam zu testen und Selbstsicherheit zu gewinnen.

„Und wenn es nicht auf Anhieb klappt, tröste dich– als Redner muss man geboren sein. Denn wenn man nicht geboren ist, kann man auch kein Redner werden.“

Quelle: business-wissen.de

Möglichkeiten, Witz und Komik in den Vortrag einzubauen

– Cartoons, Bilder

was gibt es schlimmeres, als nicht enden wollende Powerpoint-Präsentationen mit endlosen Texten in möglichst kleiner Schrift. Merkt sich kein Mensch. Ehrlich. Warum nicht mal diesen Text nur vortragen und ins Handout drucken. Dafür für die Zuhörer ein witziges Bild an die Leinwand werfen. Das Bild bleibt eher in Erinnerung und für die Zuhörer ist es dann leichter, mit dem Bild im Kopf den gehörten und im Handout niedergeschriebenen Text zu behalten. Eine überspitzte Karikatur, eine satirische Zeichnung kann in das Thema einführen, kontroverse Gesichtspunkte aufzeigen oder Gesagtes auf den Punkt bringen. Bei Google findest du zu jedem Gedankengang ein geeignetes Bild (Achtung wegen der Urheber- und Nutzungsrechte!). Die Schwierigkeit besteht darin, den geeigneten Suchbegriff für deinen Gedankengang zu finden. Aber das lässt sich vorbereiten. Wenn dir dein Begriff zu abstrakt erscheint, notiere dir Schlagwörter, die dir spontan dazu einfallen. Gib diese Begriffe in die Suchleiste ein und klicke dich durch die Ergebnisse. Das ist mühsam, aber irgendwann macht es auch bei dir klick und das passende Bild ist gefunden. Das ist mühsam, ohne Frage, aber deine Zuhörer werden es dir danken… .

– Sprachliche Stilmittel und Eselsbrücken

Die Werbung bedient sich zahlreicher sprachlicher Stilmittel. Aus gutem Grund, was gut klingt, bleibt gut hängen. Alliterationen, Steigerungsformen und Reime sind dabei sehr beliebt.

Die Liste der Beispiele lässt sich beliebig fortsetzten und austauschen, ich möchte hier keine Werbung machen sondern die sprachlichen Besonderheiten aufzeigen, die du dir für deinen Vortrag zunutze machen kannst.

Alliteration:

  • »gut & günstig« – Edeka,
  • »Kleidung clever kaufen bei Kik!« – KiK
  • »Actimel aktiviert Abwehrkräfte« – Actimel
  • »Lecker liefern lassen« – Lieferheld
  • »Leistung aus Leidenschaft« – Deutsche Bank
  • »Milch macht müde Männer munter.« – Westdeutsche Milchwirtschaft
  • »Na, neugierig?« – Kinder Überraschung
  • »Ready to rock.« – Porsche 911 R
  • »Spiel, Spaß, Spannung, Schokolade.« – Kinder Überraschung

Steigerung:

  • „Gut, besser, Paulaner“
  • „Bigger, better, Burger King“
  • „Klar, spritzig, Sprite“

Reim:

  • Haribo macht Kinder froh – und Erwachsne ebenso (Haribo)
  • Schmutz geht – Glanz entsteht (Antikal)
  • Immer gut – außen mit Hut (Sierra Tequila)
  • Kleine Torte statt viele Worte (Yes)
  • Willst du viel, spül mit Pril (Pril)

Es ist dabei nicht wichtig, ob wir die Slogans für richtig oder falsch halten. Wichtig aus Sicht der Werbetexter ist nur, dass sie hängenbleiben. Und das tun sie. Jedenfalls leichter als lange Erklärungen und Ausführungen. Das kannst du dir zu Nutze machen und Titel, Merksätze  und Resümees reimen. Denn schon Pumuckl wusste: Das reimt sich ja. Und was sich reimt ist gut.

Auch abseits der Werbung nutzen wir beim Lernen oft ganz selbstverständlich die Macht der Sprache und Formulierungen, indem wir uns beispielsweise Eselsbrücken für komplizierte Lerninhalte schaffen. Eine Eselsbrücke weiß ich noch aus meiner Schulzeit und meinem absoluten Hass-Fach Latein. Vokabeln lernen war nicht so mein Ding, aber beatum = glücklich, saepe = oft, konnte ich seltsamerweise sofort behalten:  Beate ist glücklich, weil Seppi oft kommt.

– Zitate, Falsche Zitate, Redewendungen

Um etwas auf den Punkt zu bringen, zu verallgemeinern oder auch mal um die Zuhörer zu provozieren eignen sich Redewendungen und Bauernweisheiten hervorragend. Jeder hat sie schon einmal gehört und weiß, was damit gemeint ist.

Humor ist eines der besten Kleidungsstücke, die man in Gesellschaft tragen kann.

Humor ist der Knopf, der verhindert, dass uns der Kragen platzt.

Genau so kannst du auch Zitate als Hinführung zum Thema, als provokante These oder als Resümee verwenden. Viele kluge Köpfe haben beim Formulieren von schlagkräftigen Aussagen erstaunlich viel Humor bewiesen. Du musst nicht alles neu formulieren und jeden Gag neu erfinden. Achte dabei lediglich darauf, den Urheber richtig anzugeben.

Kein Geist ist in Ordnung, dem der Sinn für Humor fehlt. (Samuel Coleridge)

Mit Humor kann man Frauen am leichtesten verführen, denn die meisten Frauen lachen gerne, bevor sie anfangen zu küssen. (Jerry Luis)

Oder du hältst es mit Marc-Uwe Kling, der es sich zum Markenzeichen machte, bekannte Zitate den falschen Urhebern zuzuordnen. Dieses Stilmittel erlaubt es, ernsthaft über den Sinn des Zitates und der tatsächlichen Bedeutung zu referieren, den falschen Urheber in den Ausführungen nur beiläufig zu erwähnen oder unkommentiert stehen zu lassen.

Je nach dem, welches Zitat man verwenden möchte, sucht man sich einen „passenderen“ Urheber als den tatsächlichen.

„Wenn Wahlen etwas ändern würden, dann wäre sie verboten“ (Vladimir Putin)

„Wir brauchen mehr Wachstum“ (Papa Schlumpf)

„Das reimt sich ja. Und was sich reimt ist gut!“ (Marcel Reich-Ranicki)

– Witz, Branchenwitz

Zum Abbilden auf Folien eignen sich Karikaturen oder Zitate meist besser als Witze. Ein Witz lässt sich dafür oft mühelos in den Vortrag einbauen und sorgt für Erheiterung und einen neuen Schub an Aufmerksamkeit bei den Zuhörern. Besonders gut kommen dabei Witze an, die den Zeitgeist treffen oder auf die Zuhörer zugeschnitten sind. Gute berufsgruppenspezifische Witze lassen sich jederzeit augenzwinkernd in den Vortrag einbauen. Ein gewisses Maß an Selbstironie bringt fast jeder Student den kursierenden Gerüchten und Vorurteilen bezüglich seines Studiengangs entgegen. Wichtig ist es, die Witze gut zu dosieren, um nicht in den Klamauk abzurutschen. Ein gelungener Witz als Eisbrecher am Anfang schafft Aufmerksamkeit bei den Zuhörern. Ein „Das könnte lustig werden“ ist ein viel besserer Einstiegsgedanke als „Nicht schon wieder ein Referat!“. Oder ein Witz am Ende des Vortrags löst die Spannung auf beiden Seiten und erleichtert  den Einstieg in die anschließende Fragerunde. Auch wenn die Aufmerksamkeit der Zuhörer abzudriften droht, kann ein Witz oder ein schmissiges Zitat angebracht sein, um das Publikum bei Laune zu halten.

Beispiele für Branchenwitze (Ähnlichkeiten mit lebenden Personen mögen Zufall sein):

Zwei Volkswirte treffen sich auf der Straße. Fragt der eine: Wie geht es deiner Frau?
Antwortet der Andere: Im Verhältnis zu wem?

Fragt der Arzt: „Rauchen Sie?“ „Nein.“ „Trinken Sie?“ „Nein.“
Darauf der Arzt: „Grinsen Sie nicht so blöd, ich find schon noch was!“

Was ist der Unterschied zwischen Lehrern und Gott? – Gott weiß alles, Lehrer wissen alles besser.

Treffen sich zwei Psychologen. Fragt der eine: „Na, wie geht es dir?“ Darauf der andere:“Ja, wenn DU es nicht weißt…!?!“

Im Gegensatz zu humorvollen Präsentationen auf Folien kommt es beim Witz auf die Art der Darbietung, auf das (vermeintlich) spontane, auf die eigene Selbstsicherheit an. Denn nicht nur der Inhalt spielt eine Rolle, Lacher erntest du nur bei richtiger Darbietung. Das Erzählen von Witzen kann man lernen. Übe es im Freundeskreis, auf Partys, in der Familie. Du wirst schnell merken, welcher Witz in welchem Rahmen gut ankommt und worauf deine Zuhörer stehen.

– Beispiele

Beispiele „aus dem Leben“ erzählt, veranschaulichen die Theorie und stellen den Bezug zur Praxis her. Je lebendiger, treffender und authentischer Praxisbeispiele geschildert werden, desto mehr findet sich der Zuhörer darin wieder, bzw. nimmt am Erzählten teil. Sehr gute Beispiele bedienen sich der eigenen Erfahrungswelt des Redners und beziehen die Zuhörer emotional mit ein. Wer eine lustige Anekdote zum Thema zum Besten gibt, kann darin Fakten verpacken, ohne dass der Zuhörer das so richtig mitbekommt.

Zum Thema Humor fiel mir beim Schreiben spontan die Geschichte „Der König im Krankenhaus“ von Dr. Eckart von Hirschhausen ein. Diese Geschichte erklärt, wie durch den Einsatz von minimalen Mitteln eine schwierige Situation durch Humor aufgelöst wurde. Die Geschichte ist zu lange zum Tippen, aber auf jeden Fall wert, angehört zu werden (zu finden z.B. auf YouTube).

Wer solche Beispiele auf Lager hat und sie auf so anschauliche Art und Weise präsentieren kann, bei dem kann nichts mehr schief gehen.

– Höhere Schule: Bezugsrahmendurchbrechung oder -herstellung

Und da wir gerade bei Dr. Eckart von Hirschhausen sind, gleich noch ein weiteres Stilmittel, dessen unter anderem er sich gerne bedient, dem sprachlichem Spiel mit Bezugsrahmen. Beim Zuhörer wird eine bestimmte Erwartungshaltung erzeugt, die dann abrupt unterbrochen wird oder sich der Bezugspunkt unerwartet ändert. Eine zunächst unpassend anmutende Behauptung wird in einen unerwarteten Kontext gesetzt und ihr dadurch ein neuer Sinn verliehen, das Erwartungsschema kollabiert.

Herr Hirschhausen schreibt zum Beispiel:

„Wenn Sie sich mal nicht wohlfühlen, gibt es fünf Fragen, die Sie sich stellen können, um Ihr Befinden zu verbessern: Habe ich genug gegessen? Habe ich mich genug bewegt? Habe ich genug geschlafen? Mit wem? Warum?“

Er kündigt fünf Fragen an, die sich auf seinen Ausgangspunkt beziehen sollen. Tatsächlich beziehen sich aber nur drei darauf. Die letzten beiden dagegen beziehen sich auf seine dritte Frage. Damit brechen sie das erwartete Muster.

Solche Überraschungsmomente sind planbar. Erzeuge in einer Aufzählung eine Erwartung beim Zuhörer, die du dann bewusst enttäuschst. Die Veränderung des Bezugsrahmens ist von grundlegender Bedeutung bei der  Entstehung von Komik. Je unerwarteter die Bezugsrahmendurchbrechung daherkommt, desto besser wirkt sie.

Eine effektive Möglichkeit der Bezugsrahmendurchbrechung ist die so genannte Dissoziation. Dabei werden mehrdeutige Wörter im vermeintlich falschen Wortsinn verwendet.

„Er sitzt, weil er gestanden hat.“

„Erklären Sie die Deutsche Sprache.“ – „Umfahren ist das Gegenteil von umfahren.“

Auch Kinderwitze funktionieren oft nach diesem Schema.

„Mama, morgen fällt die Schule aus!“ – „Wie kommst du darauf?“ „Na, der Lehrer sagte heute zum Abschied: Morgen fahre ich fort.“

„In der Schule werden Wörter zusammengesetzt. Als der Lehrer Fritzchen drannimmt sagt der: „Ich kenne ein Wort, das mit A anfängt und mit och endet.“  Antwortet der Lehrer: „Pfui, Fritzchen, sowas sagt man doch nicht!“ Erwidert Fritzchen unschuldig: „Aber Herr Lehrer, was haben Sie denn gegen Aschermittwoch?“

Bei der Bezugsrahmendurchbrechung wird also eine zuvor aufgebaute Erwartung gezielt enttäuscht. Oder, bei der Bezugsrahmenherstellung, kommt zusammen, was nicht zusammengehört, aber zusammenpasst.

Nehmen wir an, du wirst im Restaurant gefragt:

„Möchten Sie als Aperitif einen Sekt, einen Martini, einen Campari oder einen Sherry?“ Sie antworten: „Ja bitte. In der Reihenfolge!“

Hier ist genau das Gegenteil der Bezugsrahmendurchbrechung der Fall, die Bezugsrahmenherstellung. Von dir wird eine Entscheidung für ein Getränk erwartet, denn so sieht es die Konvention, also der in diesem Beispiel gültige Bezugsrahmen, vor. Dieser Rahmen wird durch die leicht unverschämt-freche Antwort durchbrochen, die Erwartungshaltung der Zuhörer wurde enttäuscht, sie reagieren irritiert, amüsiert.  Die Komik entsteht nicht aus dem Durchbrechen der Erwartungen, sondern durch die Anspielung auf ein Klischee, ein den Zuhörern bekanntes Bezugsfeld.

„Ich bin so froh, dass der neue Chef von Air Berlin jetzt der umstrittene ehemalige Bahnchef Hartmut Mehdorn ist. Denn egal, wie viele Stunden mein Zug jetzt Verspätung hat, meine Maschine steht noch am Boden“.

Die Komik liegt in der positiven Umdeutung eines eigentlich beschämenden Verhaltens. Hartmut Mehdorn wurde Vorstand der Deutschen Bahn regelmäßig vorgeworfen, für die Verspätungen der Deutschen Bahn verantwortlich zu sein. Als Verantwortlicher den BER war er dann im positiven Sinne umgedeutet verantwortlich dafür, dass aufgrund der Unzuverlässigkeit der Bahn wenigstens niemand seinen Flug verpasste.

Du erkennst sicher: Hier kommt zusammen, was nicht zusammengehört, aber zusammenpasst – und zwar durch die Herstellung des Bezugsrahmens.

Und noch etwas erkennst du: Ein Witz wird nicht besser, wenn man ihn erklärt!

Grenzen des Humors:

Es dürfte wohl allen klar sein, dass Witze auf Kosten Dritter ungeeignet sind, dein Referat aufzupeppen. Beleidigungen und bösartige Hähme sind ein absolutes No Go. Auch verletzende Anspielungen auf persönliche Schwächen Einzelner dienen nicht der Unterhaltung einer Zuhörerschaft. Private Konflikte haben im privaten Raum zu bleiben und in diesem Rahmen nichts verloren. Zwar haben wir uns durch diverse TV-Formate an Aussagen auf folgendem Niveau gewohnt: “Bei mir kommen solche Geräusche aus anderen Öffnungen”, “Ja, das ist die Frage: Wo hört der Gesang auf und wo fängt die Straftat an?”, “Wenn du jetzt 3000 Prozent besser singst, könntest du eventuell Scheiße erreichen” (Originalzitate Dieter Bohlen bei DSDS). Trotzdem gehört dieses Niveau nicht in den Vorlesungssaal. Es sollte nicht die Art von Humor sein, derer Studierende sich bedienen. Die Berliner Morgenpost schrieb einmal: „Dieter Nuhr beweist, dass Komik und Intelligenz sich nicht ausschließen.“ Dann doch lieber Nuhr nicht Bohlen!

Auch von anzüglichen Bemerkungen und Witzen unterhalb der Gürtellinie ist im Rahmen eines Referates oder Vortrags abzusehen. Die Grenzen des „guten Geschmacks“ sind stets zu wahren. Wenn Schenkelklopfer in diesem Rahmen nicht erwünscht sind, sind originelle Zitate vielleicht der kleinste gemeinsame Nenner.

Auch deiner eigenen Grenzen musst du dir beim Vorbereiten deines Referates bewusst sein. Kannst du Karikaturen zeichnen, Reime finden, Eselsbrücken bauen, anschauliche Beispiele schildern, Witze erzählen,…? Wähle die richtigen Mittel, die sowohl zu deiner Persönlichkeit als auch zu deiner Zielgruppe passen. Denn nur authentischer Humor ist guter Humor, der beim Zuhörer ankommt.

Und wenn du dich im Eifer des Gefechtes doch einmal im Ton vergreifst oder das Niveau ungewollte Tiefflüge startet, ist immer noch nicht alles verloren. Das Zauberwort heißt „Entschuldigung“. Die Zuhörer sehen dir viel nach, wenn du den eigenen Fehler erkennst und zugibst. Höchstwahrscheinlich ist danach die Atmosphäre lockerer als vor deinem Fauxpas, denn Ehrlichkeit und Selbstreflexion kommen bei jedem Publikum gut an.

Fazit:

Es gibt also zahlreiche Möglichkeiten, deinen Vortrag mit Humor aufzuwerten. Mach dir Gedanken, welche Art von Humor dir liegt. Entscheide dich, wage das Ungewohnte, spring über deinen Schatten. Die Zuhörer werden es dir danken. Ist der Zuhörer glücklich, freut sich der Redner. Denn er hat sein Ziel erreicht. Verstandene Komik verändert die Wissenszusammenhänge deiner Zuhörer. Sie fordert die Zuhörer heraus, verlangt das Überdenken eigener Standpunkte und Ansichten und ist darüber hinaus viel einprägsamer als jede noch so treffsichere aber langatmige Argumentation.

Und wenn alles nichts hilft und sich deine Zuhörer von nichts begeistern lassen, dann halte dich an Sigismund von Radecki: „Deutscher Humor ist, wenn man trotzdem nicht lacht.“

 

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