Studentenbeiträge

Was hat Theologie an der Uni verloren?

Theologie an der Uni: Eine Bibel, in der mit Buntstiften Stellen markiert wurden
Geschrieben von confidentcontradiction

Die Theologie beschäftigt sich meines Erachtens nach vor allem mit den großen Wieso? Weshalb? Warum? Fragen und versucht einen Schritt weiter zu gehen als die Philosophie, oder auch die Physik und Chemie es tut. Warum? Na, weil es in der Natur der Sache liegt natürlich 😉 Physik und Co sind nur Features des Großen Ganzen, das dahinter steht. Das wir Gott nennen und dem wir uns widmen. Als Theologen stellen wir nicht nur die großen Fragen unseres Lebens, sondern darüber hinaus. Weil es etwas Größeres als unser Leben gibt. Heute wollen wir uns mit der Frage auseinandersetzen:

Kann Glaube wissenschaftlich sein?

Diese Frage kann ich ganz offen mit NEIN beantworten. Glauben ist so viel mehr als unser kleiner menschlicher Verstand und wir können diesen unmöglich oder wenn dann nur ganz unbefriedigend mit unseren menschlichen wissenschaftlichen Maßstäben fassen. Ich würde also sagen, dass Glaube auf keinen Fall wissenschaftlich ist. Wieso studiere ich als Theologin dann aber an einer Uni? Was kann ich denn dann da studieren, wenn man meinen Glauben sowieso nicht wissenschaftlich begründen und erfassen kann?

Es wird oft darüber gestritten, ob Theologie tatsächlich auf eine Universität gehört und man es überhaupt als wissenschaftliche Disziplin bezeichnen kann. Meine Antwort darauf lautet ganz klar: JA! An der wissenschaftlichen Theologie wie sie auf unseren Unis betrieben wird ist wirklich alles wissenschaftlich. Die Theologie beschäftigt sich nämlich auf akademische, menschliche ergo wissenschaftliche Weise mit der Religion und in diesem Zusammenhang auch mit Glauben. Aber in erster Linie beschäftigt sich mein Studium der katholischen Religion eben genau damit: Mit katholischer Religion und die lässt sich nach allen Regeln der Kunst verwissenschaftlichen.

Das wissenschaftliche Theologiestudium

Es beschäftigt sich mit den menschlichen Konzepten, Produkten und Sachen des Glaubens. Deswegen ist sie unter diesen Gesichtspunkten, wie alle anderen Wissenschaften auch, zu betrachten und somit analysierbar. Das ist aber nur ein sehr kleiner Teilaspekt von dem, was glauben ist bzw. manche machen da einen noch radikaleren Schritt und sagen, es ist nur ein Teilaspekt von Religion.

Das Studium der Theologie setzt sich zusammen aus den wissenschaftlichen Bereichen der Literaturwissenschaft, Geschichte, (Kirchen)Recht, Archäologie etc. Das Studium der christlichen Theologie ist im Wesentlichen eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den Quellen, der Praxis und der Darstellung christlichen Glaubens. Es gibt dabei unterschiedliche Richtungen und Disziplinen innerhalb der Theologie wie etwa die klassischen Bibelwissenschaften, meist grob gegliedert in Institute für Erstes und Zweites Testament mit verschiedenen Forschungsschwerpunkten. Aber auch Institute wie Moraltheologie, Fundamentaltheologie (das gehört zu den Disziplinen der systematische Theologie) oder Pastoraltheologie (fällt in den Bereich der praktischen Theologie) und so weiter sind vertreten.

Gerade die Vielfalt an Forschungsmethoden und Möglichkeiten und die Abwechslung die sich dadurch gerade im Studium ergibt empfinde ich als große Bereicherung und echte Chance. Als Theologin kann ich mich mit Archäologen über aktuelle Forschungsansätze unterhalten, aber auch mit Literaturwissenschaftlern, Sprachwissenschaftlern und vielen anderen Teilbereichen mitreden und diskutieren.

Theologie – Beantwortung von Grundsatzfragen

Als Christin und allgemein als Mensch, stelle ich mir die Frage des Warum natürlich schon und diese wird auch von Theologen versucht zu behandeln bzw. da bietet uns der Inhalt der Bibel und apologetische und andere Schriften tolle Antworten und Ansätze zu Antworten. Die wissenschaftliche Theologie beschäftigt sich aber vor allem mit der Frage nach dem Wie (im konfessionellen Studium natürlich eingeschränkt) und in diesem Zusammenhang auch mit der Frage des Warum im Kleineren. Warum beispielsweise vertreten alle Evangelien eine andere Haltung und legen Jesus andere Worte in den Mund? Die Antwort darauf liegt zum Beispiel im Kontext der Entstehungsgeschichte. Das Markusevangelium ist in einem römisch geprägten Kontext entstanden, das Matthäusevangelium ist von einer jüdischen Gemeinde im Hintergrund geprägt (das wird besonders beim Thema Reinheitsvorschriften sehr schön deutlich).

Die wissenschaftliche Theologie ist eine Wissenschaft, die alle menschlichen Möglichkeiten der Analyse und Betrachtung und Entschlüsselung ausschöpft. Aber das ist eben nur ein sehr menschlicher Aspekt vom Großen Ganzen, das sich Glauben nennt. Wie keine andere Disziplin ist sich die Theologie ihrer eigenen Grenzen bewusst. Die Theologie kann nicht direkt an Gott forschen, aber an dem, was wir von ihm wissen oder zu wissen glauben, an den Überlieferungen und dergleichen. Das ist das Wissenschaftliche an der Theologie. Durch ein theologisches Studium alleine kann man Gott aber nicht erkennen oder erfassen und dessen muss man sich als suchender Mensch bewusst sein.

Die Perspektive macht den Unterschied

Kurz möchte ich noch auf den Unterschied zwischen Religionswissenschaften und Theologie als wissenschaftliche Disziplinen eingehen. Am einfachsten zu erklären ist der Unterschied wohl an der Perspektive. Die Religionswissenschaft betrachtet Religionen von außen. Die Theologie von innen. Ich habe mich damals sehr bewusst für Theologie entschieden, obwohl ich in meinem Studium natürlich auch die Religionswissenschaft kennenlerne und im Übrigen glaube, dass diese gerade für einen modernen Religionsunterricht (zumindest in der Unterstufe) sinnvoller ist. Mir war es wichtig den Einblick von innen zu bekommen, weil ich denke, dass Veränderung auch nur von innen heraus möglich ist. Von außen auf etwas drauf zu schauen ist zwar überblicksmäßig ganz nett, beobachtet aber im Grunde nur. Das war mir zwar zu wenig, hat aber natürlich auch seinen Reiz.

https://studiblog.net/2016/08/20/aus-dem-leben-einer-theologiestudentin-teil-1-2/

Bild: pexels

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