Studentenbeiträge

Kompromisse in der Beziehung: Ja oder Nein?

Mann mit gebrochenem Papierherz und der Aufschrift Kompromisse
Geschrieben von Joey

Ich war lange Zeit Verfechterin der No-Compromise-Policy wenn es um die Liebe oder konkret um Beziehungen geht. Das lag hauptsächlich daran, dass ich mir dachte: Wenn ich zu Beginn einer Partnerschaft bereits Kompromisse eingehen muss, heißt das doch eigentlich, dass der Partner nicht wirklich zu mir passt, oder? Außerdem verstecken sich hinter den meisten Kompromissen ja irgendwelche Eigenschaften, die einen am Partner stören. Werden diese, wenn man wirklich lange zusammen ist, nicht mit der Zeit kontinuierlich nerviger, bis man sie irgendwann nicht mehr aushält? Ist eine Beziehung also von vorne herein zum Scheitern verurteilt, wenn wir Kompromisse eingehen?

Erwartungen, Erwartungen und… Erwartungen

Keine Kompromisse einzugehen hat einen schwerwiegenden Nachteil, der uns wahrscheinlich schon so einiges verhagelt hat: Ohne Kompromisse zählen nur noch unsere eigenen Erwartungen an eine Sache. Die Erwartungshaltung scheint in der heutigen Zeit in fast allen Lebensbereichen überdurchschnittlich hoch zu sein. Vielleicht sogar so hoch, wie noch nie zuvor. Es ist allerdings sehr schwer, dieses Phänomen an etwas Bestimmtem festzumachen. Zum einen war es noch niemals so einfach wie heute, sich kontinuierlich mit anderen zu vergleichen. Auf Instagram, Facebook und Co. leben uns unsere Freunde und Bekannten den perfekten Urlaub, den perfekten Job und natürlich die perfekte Beziehung vor. „Das will ich auch!“, schießt es uns dabei manchmal in den Kopf. Wenn nicht bewusst, dann umso öfter unterbewusst.

Doch wir machen nicht in unserem eigenen sozialen Umfeld halt. Wir vergleichen uns und unsere Leben nur allzu gerne mit fiktiven Charakteren und Geschichten, die noch perfekter zu sein scheinen als jede Snapchat- oder Instagram-Story. Diese werden von Hollywood in Massen produziert und im Anschluss von Amazon, Netflix und Co. in Massen verbreitet. Mit jedem „Das will ich auch“ schrauben wir die Erwartungen an unser eigenes Dasein automatisch noch ein Stückchen höher. Massen-Perfektionismus gepaart mit enormem Leistungsdruck. Das lässt auch das Beziehungsleben nicht kalt.

Die Realität sieht anders aus

Tasten wir uns dann in unseren ersten Beziehungen im Teenie-Alter unbeholfen voran, verpasst uns die Realität ziemlich schnell eine Ohrfeige nach der anderen, die uns auf den Boden der Tatsachen zurückholen sollen. Was uns da in 90 Minuten auf der Leinwand über die wahre Liebe vorgegaukelt wird, ist gar nicht real! All die DisneyPrinzen und -Prinzessinnen scheinen nicht auffindbar zu sein. Schrauben wir deshalb unsere Erwartungen runter? Im Gegenteil. Wir ersetzen das „und sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage“ durch „und sie lebten mehr oder weniger glücklich bis einer etwas Besseres fand“.

Langzeitbeziehung ohne Kompromisse?

Wer plant, sich längerfristig zu binden, sollte seine Erwartungen ganz schnell herunter schrauben und Bereitschaft zeigen, auch mal Kompromisse einzugehen. Denn wenn zwei Menschen über einen längeren Zeitraum zusammen sind und sich dann irgendwann in der gemeinsamen Wohnung nur noch auf der Pelle hocken, krachen Bedürfnisse zwangsläufig aufeinander. Versuchen nun beide bedingungslos ihr eigenes Verlangen durchzudrücken, ohne dabei Rücksicht auf den Partner zu nehmen, kann das Ganze nur schief gehen. Das soll jetzt keinesfalls bedeuten, dass unsere Bedürfnisse in jedem Fall denen des Partners unterliegen müssen. Denn das ist genauso ungesund für die Beziehung und dich selbst.

Aber gänzlich ohne Kompromisse ist eine Langzeitbeziehung einfach nicht zu meistern. Wobei „meistern“ genau die richtige Beschreibung darstellt. Denn eine Beziehung läuft nicht einfach, ohne dass man etwas dafür tun muss – auch wenn das ein weit verbreiteter Irrglaube ist. Nach nunmehr 3 Jahren an der Seite meines Traum-Mannes kann ich mit Sicherheit behaupten: Auch bei Mr. oder Mrs. Right darf die Kompromissbereitschaft von beiden Seiten nicht fehlen! Und: eine Beziehung bedeutet immer Arbeit – auch wenn ihr beide noch so sehr harmoniert.

Quelle: Giphy

Schnapp dir dein Happy End

Kompromisse eingehen muss nicht unbedingt bedeuten, dass du all deine Erwartungen über den Haufen wirfst. Es bedeutet auch nicht, für immer und ewig mit den unerträglichen Macken des Partners leben zu müssen. Denn wenn die Liebe echt ist, ist sie auf eine gewisse Art und Weise bedingungslos. Aber eines ist sie sicherlich: fürsorglich. Und Fürsorge schließt puren Egoismus automatisch aus.

Innerhalb der letzten drei Jahre hat sich meine Sicht auf Beziehungen stark verändert. Eine Beziehung ist nämlich keinesfall dazu da, um zwei Menschen Dauer-Glück zu bescheren. Sie bedeutet vor allen Dingen eines: die Tücken, die das Leben für einen bereit hält, nicht alleine meistern zu müssen. Eine Beziehung heißt, das Leben im kleinsten Team der Welt zu beschreiten. Und ein Team funktioniert eben nur dann richtig, wenn jeder zumindest ein bisschen Rücksicht auf den Anderen nimmt – und dazu gehört nun mal unweigerlich auch die Fähigkeit, hier und da Kompromisse einzugehen.

Was hältst du von Kompromissen in einer Beziehung? Berichte uns von deinen Erfahrungen!

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Über den Autor/die Autorin

Joey

Das Leben ist kein Wunschponyschlecken. :)

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