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Mit Kommilitonen vergleichen – wie du damit aufhörst

Schachbrett zum Thema wie sinnlos es ist sich zu vergleichen
Geschrieben von Joey

Wenn du mal wieder als einziger aus dem Freundeskreis eine Klausur nicht bestanden hast, weißt du, dass es sich ziemlich schlecht anfühlt, wenn du dich mit den anderen vergleichst. Auch wenn die Kommilitonen einfach nur bessere Noten haben oder beim Lernen schon viel weiter sind, wirkt das alles andere als motivierend und aufbauend. Deshalb solltest du es eigentlich dringend lassen, dich dauernd mit anderen zu vergleichen.

Warum vergleichen wir uns immerzu?

Wenn es allerdings so ungesund ist, sich zu vergleichen, warum machen wir es dann überhaupt? Ganz einfach: um Orientierung zu erhalten. Der eigene Status innerhalb der Gesellschaft oder einer bestimmten Gruppe, so wie das familiäre oder soziale Umfeld, können nur anhand von Vergleichen bestimmt werden. Du brauchst eine gewisse Relation, um herauszufinden, wo du selbst in diesem Konstrukt stehst. Doch nur weil es uns zu Anfang der Menschheitsgeschichte evolutionäre Vorteile verschafft hat, muss das noch lange nicht bedeuten, dass es auch heute noch sinnvoll ist – so wie einige andere Überbleibsel aus der Vergangenheit.

Die Gründe, warum wir uns dennoch mit anderen vergleichen sind vielzählig. Wir haben beispielsweise alle die Erwartung, die Realität so wahrheitsgetreu wie möglich wahrzunehmen. Außerdem beginnen wir, Vergleiche zu ziehen, wenn uns ein objektiver Maßstab fehlt und so im Prinzip nur noch der Vergleich übrig bleibt. Des weiteren sind wir stets darauf aus, unsere eigenen Fähigkeiten und Skills zu verbessern. Daher vergleichen wir uns oft mit Menschen, die in bestimmten Bereichen besser sind als wir. Wir benutzen sie also als Vorbilder, deren Status wir auch gerne erreichen würden. Auch bei der Meinungsbildung spielen Vergleiche eine wichtige Rolle. Denn wir sind darauf bedacht, mit so wenigen Konflikten wie möglich durchs Leben zu kommen. Daher vergleichen wir unsere Meinung mit der von anderen und sind auch gewillt, sie gegebenenfalls anzupassen. Das klingt zunächst einmal logisch und auch nicht wirklich schädlich.

Was ist schlecht am Vergleichen?

Objektive Vergleiche mit anderen sind nicht möglich

Es wird dir niemals gelingen, dich rein objektiv mit einer anderen Person zu vergleichen. Auch wenn du ziemlich viele Gemeinsamkeiten mit deinen Kommilitonen haben magst, reichen diese nicht aus. Ihr studiert zwar das gleiche, habt daher wohl ähnliche Interessen und seid vielleicht sogar im gleichen Semester. Aber nichts desto trotz seid ihr vielleicht grundverschiedene Menschen. Außerdem kannst du die Hintergründe der anderen Person weder kennen, noch realistisch einschätzen. Vielleicht hast du lediglich ein paar Tage für die Klausur gelernt und dein Kommilitone, der das bessere Ergebnis erzielt hat, hat bereits zu Beginn des Semesters mit dem Büffeln angefangen. Du kannst es nicht wissen und daher wird der Vergleich ziemlich unnötig und nichtssagend.

Das Selbstvertrauen wird geschwächt

Wenn du dich dauerhaft mit Personen vergleichst, die in bestimmten Bereichen besser sind als du, wirst du dich nach einer Zeit ziemlich sicher sehr minderwertig fühlen. Auch wenn das Vergleichen vielleicht dazu gedacht ist, dich zu motivieren und deinen eigenen Fähigkeiten zu verbessern, geschieht oft das genaue Gegenteil. Du wirst keinen Sinn mehr darin sehen, dich zu verbessern, weil du davon ausgehst, dass du die bestimmte Person sowieso nicht einholen kannst. Das mag unter Umständen auch stimmen, aber wir vergessen dabei oft, dass die Person höchstwahrscheinlich schon ein paar Monate oder Jahre mehr in diese Fähigkeit gesteckt hat, als wir zu dem Zeitpunkt. Also hätten wir theoretisch noch etwas Zeit, auch so gut zu werden. Diese Geduld haben wir mit uns selbst jedoch oft nicht, woraufhin wir uns nur unnötig fertig machen.

Vergleichen kann arrogant machen

Auch das genaue Gegenteil ist möglich. Vergleichst du dich durchgehend mit Personen, die in bestimmten Bereichen schlechter sind als du, hebst du ziemlich leicht ab. Das Ganze kann auch seine Vorteile haben, denn diese Art des Vergleichs gibt dir Bestätigung und stärkt dein Selbstwertgefühl. Allerdings nur, wenn du es in Maßen betreibst. Abgesehen davon, dass wirklich arrogante Menschen niemand so richtig mag, bringt es dir auch in anderen Bereichen große Nachteile. Wenn du ständig davon ausgehst, besser zu sein als alle anderen, wirst du irgendwann nicht mehr den Wunsch verspüren, dich selbst zu verbessern. Das würde bedeuten, dass du ab einem gewissen Zeitpunkt auf der Stelle trittst und dich dabei auch noch wie der Allergrößte fühlst.

Vergleiche führen zu nichts

Handeln führt zu etwas. Vergleiche finden lediglich in deinem Kopf statt. Sie sind dabei weder realistisch noch werden sie an der Realität oder deiner aktuellen Situation, mit der du vielleicht unzufrieden bist, etwas ändern. Wahre Veränderung kann nur durch aktive Handlungen erreicht werden. Und diese können durch das ständige Vergleichen sogar gehemmt werden. Denn wenn du dich oft minderwertig fühlst, kann dich das regelrecht lähmen. Wenn du dich also tatsächlich verbessern möchtest, finde alleine raus, mit was du nicht ganz zufrieden bist und setze alles daran, dich in Alltagssituationen so zu verhalten, dass du dein Ziel damit erreichst.

Vergleichen ist Zeit- und Energieverschwendung

Weil Vergleiche also nichts ändern und noch dazu ziemlich aufwändig sind, verschwendest du definitiv wertvolle Zeit und Energie damit. Alleine um einen Vergleich zu ziehen, musst du einiges durchdenken. Du musst dir die aktuelle Situation betrachten, herausfinden, mit was du unzufrieden bist. Dann musst du dich selbst und andere in dieser Situation analysieren und irgendwie bemessen, wie du in Relation zu ihnen abschneidest. Das sind sehr aufwändige Denkprozesse, die allerdings auch nicht mehr als das sind: Gedanken. Du könntest deine Zeit und Energie stattdessen dafür nutzen, deinen Zielen entsprechend zu agieren – das wäre weitaus sinnvoller und noch dazu aufbauender!

Wie hörst du mit dem Vergleichen auf?

1. Erkennen, wann du vergleichst

Da Vergleiche in den meisten Fällen im Unterbewusstsein stattfinden, besteht der erste Schritt darin, dir diese vergleichenden Gedanken zunächst einmal bewusst zu machen. Wurdest du oft von deinen Eltern mit Gleichaltrigen verglichen oder machst es seit Jahren selbst, ist es gar nicht so leicht, dieses Muster zu durchbrechen. Was allerdings nicht bedeutet, dass es unmöglich ist! Du musst nur etwas Arbeit hinein stecken und geduldig mit dir selbst sein. Um die unbewussten Vergleiche aufzudecken, kannst du dich zu Anfang einfach mehrmals am Tag selbst fragen, ob du dich gerade vergleichst oder es in den letzten Stunden wieder getan hast. Irgendwann wird es zur Routine, dich genau das zu fragen und du wirst achtsam für deine vergleichenden Gedankengänge.

2. Gründe für das Vergleichen ausmachen

Um den Vergleichen erfolgreich entgegen zu wirken ist es wichtig, zunächst einmal die Ursachen dafür ausfindig zu machen. Dabei lautet die oberste Priorität, dass du ehrlich zu dir selbst bist. Um die Gründe für unterbewusste Vorgänge herauszufinden eignet sich eine Frage besonders gut: „Warum?“ Du kannst dir den Prozess vorstellen, wie eine Treppe, die du solange nach unten gehst, bis es nicht mehr weiter geht. Fange mit der Frage „warum vergleiche ich mich gerade mit Max“ an.

Die Antwort wird vielleicht sein „weil Max weiter ist als ich“. Dann kannst du dich fragen, warum es dich stört, dass Max weiter ist und du wirst vielleicht herausfinden, dass du auch gerne schon so weit wärst wie er. Das bedeutet wiederum, dass du deine eigenen Wünsche oder Fehler einfach auf andere projiziert hast. Vergleichst du dich mit Personen, die in gewissen Situationen schlechter sind als du, kann das beispielsweise daran liegen, dass du dir selbst nicht genug Wertschätzung für deine Leistungen entgegen bringst. Bist du dir der Ursachen bewusst, kannst du gezielt gegen die Vergleiche angehen.

3. Den Vergleichen entgegen steuern und sie entschärfen

Hast du es geschafft, die Vergleiche und deren Ursachen zu erkennen, kannst du sie im nächsten Schritt entschärfen und ihnen gezielt entgegen wirken. Um ihnen die Luft aus den Segeln zu nehmen kannst du folgende Methode anwenden: Immer wenn du dich gerade vergleichst, setzt du „Ich bemerke, dass ich den Gedanken habe, dass…“. Denkst du beispielsweise „Max hat schon viel mehr gelernt als ich“ machst du daraus einfach „Ich bemerke, dass ich den Gedanken habe, dass Max schon viel mehr getan hat als ich“. Dadurch zeigst du dir selbst, dass es sich hierbei lediglich um einen Gedanken und sonst nichts handelt. Er ist dadurch automatisch entschärft. Probier es einfach mal aus und du wirst es selbst erleben. 🙂

Sobald du dir der Vergleiche bewusst bist, kannst du auch vorsichtig dagegen angehen. Immer wenn es dir auffällt, kannst du dir beispielsweise sagen: „Stopp, das bringt nichts!“ Du solltest allerdings darauf achten, dass du nicht anfängst, dich für die Vergleiche, die dir auffallen fertig zu machen. Also statt dich zu ärgern, dass du dich schon wieder verglichen hast, solltest du dich über deinen Fortschritt freuen, den Vergleich überhaupt erkannt zu haben! Machst du dies eine Zeit lang, wird dir sehr schnell auffallen, dass du Erfolge verzeichnest.

4. Neue Muster erarbeiten

Um die alten, ungesunden Muster loszuwerden, musst du sie durch neue ersetzen. Wenn du dich also dabei ertappst, dich mal wieder zu vergleichen, versuche einfach deinen Gedankengang zu ändern. Statt einfach auf deine Fehler zu schließen und dich daran aufzuhängen, kannst du sie auch einfach nutzen! Du kannst dir beispielsweise überlegen, wie Max es geschafft hat, zum aktuellen Zeitpunkt schon so weit zu sein und an was es bei dir liegt, dass du es nicht bist. Dadurch gelangst du weg von destruktiven Gedanken und hin zu konstruktiven Gedankengängen. Versuche dir immer etwas Nützliches abzuleiten, wenn du ins Vergleichen verfällst. Somit fühlst du dich danach nicht minderwertig, sondern hast das Gefühl, konstruktiv gewesen und einen Schritt weiter gekommen zu sein.

Hilfreiche Fragen

Um den Vergleichen erfolgreich entgegenzuwirken und sie zu entschärfen, kannst du dir einige Fragen stellen. Sie helfen dir außerdem dabei, die Vergleiche dazu zu nutzen, um etwas über dich herauszufinden.

Nutzen

Um zu erkennen, wie unnötig und vor allem unproduktiv die Vergleiche sind, kannst du dich bei jedem neuen wieder fragen, was er dir konkret bringt. Du wirst feststellen und lernen, dass die meisten Vergleiche gar nichts bringen. Außer du schaffst es, wie oben beschrieben, einen Nutzen aus ihnen zu ziehen. Die, bei denen das nicht der Fall ist, kannst du mit dieser Erkenntnis aber weitaus leichter wieder ziehen lassen.

Realität

Wie schon erwähnt, ist es unmöglich, einen objektiven Vergleich zu ziehen. Auch wenn du das gesamte Hintergrundwissen über deine eigene Situation hast, wirst du niemals vollständig erfassen können, was bei deinen Kommilitonen oder Freunden dahinter steckt. Du solltest dir daher immer die Frage stellen, welchen Teilaspekt der Realität oder Wahrheit du gerade heranziehst und auf dem daher dein Vergleich beruht.

Kommilitonen

Niemand ist genau gleich oder hat identische äußerliche Faktoren. Das solltest du dir immer bewusst machen, denn ein Vergleich macht nur dann Sinn, wenn die zu vergleichenden Teile genau gleich sind. Du kannst dir daher immer die Fragen stellen, in welchen Punkten du offensichtlich nicht bist wie der Kommilitone, mit dem du dich gerade vergleichst oder wie sich eure Situationen voneinander unterscheiden. Diese Differenzierung ist wichtig, um zu erkennen, dass es nichts bringt, dich zu vergleichen.

Ursachen

Wie du merkst, sind die Gründe für deinen Drang, dich mit anderen zu vergleichen sehr wichtig. Du solltest dich immer fragen, was dahinter steckt, um dich dadurch besser kennen zu lernen. Bräuchtest du mehr Anerkennung, die du dir selbst (noch) nicht geben kannst? Fehlt dir etwas in deinem Leben? Wenn ja: was? Erst wenn du diese essenziellen Fragen beantwortet hast, wirst du zu einem glücklicheren, erfüllteren Leben gelangen und musst dich dann auch nicht mehr mit anderen vergleichen.

Aufwand

Ist dir aufgefallen, was dir fehlt oder was genau dich unglücklich macht und dich somit zu den Vergleichen treibt, musst du dir überlegen, ob es der Aufwand wert ist, das zu erreichen. Wärst du beispielsweise gerne reich und berühmt, musst du auch immer die Kehrseite der Medaille bedenken. Ist es dir wert, dafür gegebenenfalls 24/7 in der Öffentlichkeit zu stehen und über jeden deiner Schritte in irgendeiner Klatschzeitschrift zu lesen? Das ist jetzt zwar vielleicht ein extremes Beispiel, aber du verstehst sicher das Prinzip. Nichts kommt ohne Konsequenzen und vieles bedeutet verdammt harte Arbeit. Wäge also immer ab.

Selbstwert

Du solltest dich jeden Tag aufs Neue fragen, was du dafür tun kannst, um dein Selbstwertgefühl und dein Selbstvertrauen zu steigern – ohne dabei zu vergleichen! Was sind deine Bedürfnisse/Was brauchst du? Was möchtest du? Mit diesen Fragen erfährst du, was du konkret tun kannst, um dich besser zu fühlen. Mit einem gesunden Selbstwertgefühl werden die Vergleiche absolut überflüssig und verschwinden meist einfach – du wirst sehen! 🙂

Über den Autor/die Autorin

Joey

Das Leben ist kein Wunschponyschlecken. :)

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