Studentenbeiträge

Studium auf Drogen? – Erkenntnisse aus dem Drogenbericht

Drogenbericht mti einer Waage und Kokain als Symbol für das Thema
Geschrieben von K B

Immer wieder schlagen die Wellen hoch und die Medien präsentieren uns die unterschiedlichsten Studien zum Thema Drogenkonsum unter Studenten. Wirklich vergleichen lässt sich dabei kaum eine Studie mit der anderen. Und je nach Intension der Auftraggeber teilt uns die jeweilige Studie mit, dass die Situation an deutschen Hochschulen völlig außer Kontrolle geraten sei oder dass es keine signifikanten Abweichungen zu Studien gibt, die in der Gesamtbevölkerung durchgeführt wurden.

Studien, die den Drogenkonsum an Hochschulen dramatisch sehen begründen dies entweder mit dem enorm hohen Leistungsdruck und führen vor allem den Missbrauch verschreibungspflichtiger Medikamente wie Ritalin an, das zur Konzentrationssteigerung genommen wird.

Andere Studien kommen zwar ebenfalls zu einem hohen Drogenkonsum unter Studenten, beziehen sich aber auf die „typischen Partydrogen„, die von Jenen konsumiert werden, die einfach zu viel Zeit zum Feiern haben.

Wieder andere Studien sehen kein abweichendes Konsumverhalten unter Studenten im Bezug auf die Gesamtbevölkerung.

Drogenbericht des Bundesgesundheitsministeriums

Einen guten Überblick verschafft der aktuellen Drogenbericht des Bundesgesundheitsministeriums, der 2018 veröffentlicht wurde. Leider sind 182 Seiten Beamtendeutsch nicht besonders spannend zu lesen. Darum hier ein paar wichtige Fakten zu den einzelnen Substanzen aus dem Drogenbericht für euch zusammengefasst:

Legale Drogen

Rauchen

Beginnen wir mit den erfreulichen Nachrichten. Die Zahl der Zigarettenraucher nimmt seit dem Jahr 2001 immer weiter ab. Die Zahl der Nieraucher, also derjenigen Menschen, die schon immer Nichtraucher waren, nimmt immer weiter zu. Die Hochzeit der Wasserpfeifen scheint wieder vorbei zu sein. Bis 2014 war ein Anstieg zu erkennen, seit 2014 kommt das Rauchen von Shishas wieder aus der Mode. Dafür nimmt die Anzahl der E-Zigaretten-Raucher zu, was jedoch nichts am Rückgang der gesamten Raucherzahl ändert. Auch wenn das Nichtraucherschutzgesetz aus dem Jahr 2007 nicht überall auf Begeisterung stieß, die Zahl der regelmäßigen Raucher ist seitdem noch einmal deutlich zurückgegangen. Dass die Verbrennung von Tabak zahlreiche Giftstoffe freisetzt, die über die Lunge in den Körper aufgenommen werden, braucht wohl nicht weiter erklärt zu werden. Wie unglaublich leicht wir uns manchmal verführen lassen, zeigt dieser coole Animationsfilm.

Der Drogenbericht stellt fest, dass der Anteil der Raucher unter Studierenden unterdurchschnittlich ist (16,5%) und begründet das mit dem statistisch nachweisbaren Zusammenhang zwischen Tabakkonsum und Bildungsniveau.

Alkohol

Trotz eines insgesamt rückläufigen Alkoholkonsums in der Allgemeinbevölkerung zählt Deutschland mit einem geschätzten Pro-Kopf-Konsum von ca. 12 Litern zu den Hochkonsumländern. 1/3 der 18 – 25-jährigen gibt dabei an, regelmäßig Alkohol zu trinken. Im Drogenbericht bedeutet „regelmäßig“, mindestens zwei Mal pro Woche. Waren es früher noch überwiegend die jungen Männer, die sich über die Maßen betranken, so stehen ihnen inzwischen die jungen Frauen kaum noch nach. Auffällig ist, ausgerechnet die gebildeten Frauen zwischen 18 und 29 Jahren saufen mehr als ihre männlichen Kollegen. Ob so Emanzipation verstanden werden kann?

Alkohol wird meist als Partygetränk konsumiert. Die Trinkenden sehen in der Regel keine Suchtgefahr in ihrem Verhalten. Nach wissenschaftlichen und medizinischen Gesichtspunkten bewegen sich jedoch laut Drogenbericht gut 20 % der jungen Menschen im Bereich des riskanten Alkoholkonsums.

Medikamente

Grundsätzlich besitzen sämtliche Medikamente Missbrauchspotenzial. Der Missbrauch von Medikamenten ist seit dem Jahr 2000 sowohl bei Männern als auch bei Frauen deutlich angestiegen. Dabei sind zweierlei Substanzen zu unterscheiden: Diejenigen,  die durch unsachgemäße Einnahme, Überdosierung oder Einnahme ohne medizinische Indikation eigenommen werden und dadurch Schäden verursachen, ohne direkt körperliche Abhängigkeit zu erzielen. Häufig sind dies Appetitzügler, Hormonpräperate oder Nahrungsergänzungsmittel, aber auch Neuroleptika und Antidepressiva, die eingenommen werden, um die psychische und/oder physische Leistungsfähigkeit zu steigern.

Verschreibungspflichtige Benzodiazepine und Z-Substanzen können bei Angstzuständen und Panikattacken sehr gut wirken, wenn sie ärztlich verordnet und vorschriftsmäßig eingenommen werden. Die Gefahr einer körperlichen und psychischen Abhängigkeit bei unsachgemäßer Einnahme ist sehr hoch.

Im studentische Kontext ist häufig das sogenannte Gehirndoping zu finden. Substanzen zur (vermeintlichen) Leistungssteigerung werden eingenommen. Wenn der Druck auf die Studierenden zu groß wird, versuchen manche, zum Beispiel mithilfe von Koffeeintabletten, Ritalin, Benzodiazepinen oder auch illegalen Drogen wie Speed oder Koks ihre Konzentrationsspanne zu verlängern, ihren Schlafbedarf zu senken und die geistige Leistungsfähigkeit zu optimieren. Einen eigenen Artikel speziell zum Thema Gehirndoping findet ihr in Kürze hier auf StudiBlog.

Illegale Drogen

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zählt der Drogenkonsum in Ländern mit einem hohen Volkseinkommen zu den zehn wichtigsten Risikofaktoren für durch Krankheit verlorene Lebensjahre. Drogen schädigen nahezu alle Körperfunktionen in unterschiedlicher Art und Weise. Dass Drogen auch nach langer Zeit noch im Körper nachweisbar sind, zeigt dieses Video. Das Betäubungsmittelgesetz ( BtMG) regelt, welche Substanzen illegal sind und welche Straftatbestände sich durch Herstellung, Besitz, Einkauf, Verkauf oder Konsum ergeben.

Dem BtmG unterliegen Opioide (wie Morphin und Heroin), Kokain, Cannabis (Marihuana, Haschisch), Amphetamine (wie Crystal Meth) und Halluzinogene (etwa LSD).

Übersicht über wichtigsten illegalen Drogen:

Cannabis

Der Anteil der Cannabis-Handelsdelikte an allen Rauschgifthandelsdelikten liegt bei rund 62 %. Der allgemeine Cannabiskonsum nimmt Wellenartig zu und ab, der Anteil klinisch relevanten Cannabismissbrauchs nimmt dagegen seit Jahren stetig zu. Obwohl die meisten Konsumenten das bestreiten, die Statistik spricht eine deutliche Sprache: Cannabis ist die Einstiegsdroge Nummer 1 im Bereich der illegalen Substanzen. Cannabis wird häufig als „Gegenpart“ zu aufputschenden Substanzen wie Speed oder Koks konsumiert. Studenten nutzen Cannabis häufig, um das vermeintlich das Stresslevel zu senken und entspannter zu sein. Das Bewusstsein um die Gefahren der Droge Cannabis blenden viele leichtfertig aus. Seit 2017 ist es Ärzten erlaubt, medizinisches Cannabis zur Behandlung schwerkranker Patienten zu verschreiben. Dies heizte die Diskussion um eine gänzliche Freigabe des Cannabis weiter an.

Kokain, Crack

Der Zufuhrdruck von Kokain nach Deutschland und Europa stieg nach hiesigen Erkenntnissen 2016 stark an, das heißt, die Verfügbarkeit und auch die Nachfrage nach Kokain bewegen sich seitdem auf einem hohen Niveau.

Heroin und Opium

Opiate werden aus Schlafmohn gewonnen und enthalten hauptsächlich Morphin und Codein. Rohopium wird vor allem in Afghanistan angebaut, die Anbaumenge ist in den letzten Jahren explosionsartig angestiegen. Heroin wird durch ein chemisches Verfahren aus Morphin gewonnen. Im Bereich der Probleme mit Opiaten (natürliche Form) und Opioiden (synthetische Form) sind die Zahlen weiter rückläufig, bei stationär aufgenommenen Patienten mit Drogenproblematik stellen sie aber immer noch die größte Gruppe dar. Opiate und Opioide wirken schmerzstillend, beruhigend, entspannend und euphorisierend, haben aber ein extrem hohes suchtpotential. Die meist heftigen Entzugserscheinungen setzen schon nach wenigen Stunden ein. Die Zahl der Konsumenten liegt seit Jahren bei unter 1% der Bevölkerung. Gesonderte Studien zum Konsum an Hochschulen liegen nicht vor.

Amphetamin und Ecstasy

Die beiden synthetischen Drogen werden überwiegend aus hocheffektiven Produktionsstätten in den Niederlanden nach Deutschland eingeführt. Die Drogen sind leicht verfügbar und werden häufig fälschlicherweise als unproblematische Partydroge oder effektives Mittel zur Leistungssteigerung betrachtet.

Methamphetamin (Crystal Meth)

Crystal Meth ist ein vollsynthetisches Stimulans. Von den 1930er Jahren bis in die 1980er Jahre wurde es als Medikament verschrieben, aufgrund seines hohen Suchtpotenzials aber bereits 1941 dem BtmG unterstellt. Methamphetamin ist chemisch eng verwandt mit Amphetamin (Speed), wobei sowohl der stimulierende Effekt als auch das Missbrauchspotenzial von Methamphetamin deutlich höher sind. Crystal Meth wird fast ausschließlich in Tschechien synthetisch hergestellt und über Sachsen und Bayern nach Deutschland eingeführt. In diesen Bundesländern ist es am weitesten verbreitet. Statistische Daten über Crystal Meth werden erst seit 2015 erhoben und im Drogenbericht aufgeführt, seitdem ist die Droge auf dem Vormarsch. Darum haben wir einen eigenen Artikel darüber verfasst, wie zerstörerisch Cristal Meth wirkt. Ihr findet ihn hier.

Fazit

Es gäbe so unendlich viel zu diesem wichtigen Thema zu berichten. Der alljährliche Drogenbericht ist dabei nur eine von vielen Informationsquellen. Je mehr man weiß, desto schwieriger ist es, leichtfertig in die Sucht zu rutschen. Information ist immer noch der effektivste Präventionsansatz. Es würde uns freuen, wenn ihr euch einfach mal durch unsere verlinkten Artikel klickt, die sich näher mit einzelnen Aspekten des Konsums legaler und illegaler schädlicher Substanzen befassen.

Auf eure Gesundheit…

 

Weitere Beiträge zum Thema Drogen:

https://studiblog.net/2018/04/17/partydrogen-ko-tropfen-schutz/

https://studiblog.net/2019/05/13/gehirndoping-leistungssteigerung/

https://studiblog.net/2019/05/06/crystal-meth-tod-muntermacher/

Über den Autor/die Autorin

K B

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